In Nordsyrien kommt das Neolithikum ans Licht

In Nordsyrien befinden sich neben Til Xelef, Girê Moza und Til Beyder mehr als 2.000 neolithische Fundplätze. Die Selbstverwaltung in Nordsyrien restauriert die zerstörten Artefakte und stellt sie unter Schutz.

Im Norden Syriens wird nicht nur im siebenjährigen Syrienkrieg ein neues Leben aufgebaut, es wird auch die Bedeutung der Geschichte der Region bewahrt. Nordsyrien ist die direkte kulturelle und geografische Fortsetzung der Kulturen auf den historischen Hügel von Göbekli Tepe und Newala Çori und verfügt selbst über viele Orte von immenser historischer Bedeutung. Insbesondere die Geschichte des Neolithikums erlangte mit der Revolution eine neue Bedeutung für die Gesellschaft, die diese als Teil ihres Wesens begreift. Viele historische Orte wurden von neuem unter Schutz gestellt. Manche historischen Monumente versuchte der Islamische Staat (IS) zu vernichten, manche wurden schwer beschädigt, andere geplündert und die Objekte in andere Länder verkauft.

Orte vom Anbeginn der Geschichte

Es ist die Rede von etwa 2000 historischen Stätten in Nordsyrien, etwa 200 von ihnen befinden sich im Kanton Cizîrê. Einer der Bereiche, die mit dem Krieg am meisten Schäden erlitten, waren die historischen Orte. Der IS wollte die Überreste einer Geschichte durch deren Vernichtung vergessen machen und zerstörte in den Städten, die er in Syrien besetzte, die historischen Stätten oder plünderte diese. Die Burgen und Mauern wurden militärisch genutzt und die historischen Objekte wurden vor allem nach Frankreich, aber auch in andere europäische Länder verkauft.

Til Xelef

Til Xelef (Tell Halaf) ist einer der ältesten Siedlungsorte und befindet sich in Nordsyrien in der Nähe der Stadt Serêkaniyê. Es handelt sich um eines der ersten Gebiete, aus denen der syrische Staat vertrieben wurde. Til Xelef stand zeitweise unter der Kontrolle von al-Nusra und dem IS, was zu Plünderungen und Zerstörungen führte. Da allerdings vor allem Kleinfunde betroffen waren, konnte die Grabung auf dem Til Xelef abgesehen von einigen Raubgrabungen und dem Ausbau militärischer Stellungen relativ unversehrt übernommen werden. Auf dem Til Xelef wurden die ältesten Keramiken der Region gefunden, die etwa aus dem 6. Jahrtausend v. u. Z. stammen. Der Til Xelef zeigt deutlich die Herausbildung neuer Gesellschaftsformen im späten Neolithikum.

Girê Mozan

Auf dem Girê Mozan in der Nähe der Stadt Amûdê bei Qamişlo befindet sich die hurritische Siedlung Urkeş, deren Wurzeln etwa 4500 Jahre in die Vergangenheit verfolgt werden können. In der Umgebung des Hügels wurden ebenfalls Spuren von Dörfern gefunden. Die Grabungsstelle, an der ein deutsches Archäologenteam zu Zeiten der Assad-Diktatur arbeitete, wird nun von den Frauenverteidigungseinheiten der YPJ geschützt. Im Dorf am Hang des Hügels wurden Gebetsorte, Lagerstätten, Toiletten, Straßen, Reliefs, Siegel, Keramiken und Mauern entdeckt.

Til Beyder

Eine weitere wichtige Grabungsstelle ist Til Beydar, gelegen zwischen Dibresîyê und Hesekê. Die etwa 30 Kilometer nördlich von Hesekê gelegene Anhöhe ist etwa 25 Meter hoch. Hier findet sich eine 5.000-jährige Siedlungsgeschichte, die bis in den Hellenismus reicht. In dem ehemaligen Verwaltungszentrum wurde ein Tontafelarchiv mit über 230 Tafeln aus dem 24. Jahrhundert v.u.Z. gefunden. Bei den Ausgrabungen wurden auf dem Hügel viele Siedlungsreste entdeckt. Til Beyder befand sich auf einer wichtigen Handelsstraße. In dem Ort machten immer wieder Karawanen halt. Die Häuser, Kornspeicher und Läden in dem historischen Dorf waren zu ihrem Schutz mit rotem Lehm bedeckt.

Viele wichtige Funde und Erkenntnisse

Ristem Ebdo aus der Leitung des Ministeriums für Tourismus und Archäologie ist einer der Verantwortlichen für den Schutz der historischen Städten in Region. Er weist auf den historischen Reichtum der Region hin und macht deutlich, dass es sich bei ihr um ein sowohl für den Mittleren Osten als auch für die ganze Welt bedeutsames Gebiet handelt. Vor Beginn des Krieges fanden an 70 verschiedenen Orten archäologische Ausgrabungen statt. Im Rahmen dieser Arbeiten sind viele Funde ans Licht gekommen, mit Beginn des Krieges mussten die Forscher jedoch das Land verlassen.

Die Orte wurden unter Schutz genommen

Ebdo erzählt von der Geschichte der Region, die weit ins Neolithikum zurückreicht: „Nachdem die nordsyrischen Kräfte hier die Kontrolle übernommen hatten, begannen sie die historischen Orte zu schützen. Nachdem ihre Sicherheit hergestellt war, begann wir mit den Arbeiten an den geplünderten Orten. Einige wurde restauriert und unter Schutz gestellt. Wir haben Teams für den Schutz der historischen Stätten aufgestellt. Wir stehen in diesem Zusammenhang auch in Kontakt mit internationalen Archäologenteams. Manche bereiten sich darauf vor herzukommen.“

MA | Nazım Daştan