Der Demokratische Syrienrat (MSD) hat eine Kampagne gestartet, um die Selbstverwaltung der Region weiterzuentwickeln und die unterschiedlichen Komponenten der Gesellschaften Syriens näher zusammenzubringen. Die Kampagne, an der sich Intellektuelle, Stammesälteste, Frauenaktivist*innen, Vertreter*innen von Parteien und Bevölkerungsgruppen aktiv beteiligen, soll in einen großen Kongress münden. Die Nachrichtenagentur ANHA sprach mit der Vorsitzenden des Exekutivausschusses des MSD, Ilham Ahmed, über die Erwartungen an die Kampagne und die Projekte in ihrem Rahmen.
Was ist die Bedeutung des Kongresses, den Sie als MSD vorbereiten?
Wir werden uns auf dem Kongress mit den Kritiken gegenüber der Selbstverwaltung auseinandersetzen. Die bisher geäußerten Kritiken bedeuten nicht, dass die Selbstverwaltung die Region nicht mehr regieren könne. Wie müssen diesen Kritiken Gehör schenken und alles tun, was wir können, um die Selbstverwaltung zu stärken. Dazu müssen wir als erstes den Dialog zwischen den Völkern, die hier zusammenleben, ausweiten.
Damit die wichtigen Probleme in allen Regionen deutlich werden, muss die Möglichkeit der Teilnahme eines jeden an dem Kongress garantiert werden. Es muss festgestellt werden, wo was gebraucht wird, und es müssen entsprechende Entwicklungen eingeleitet werden.
„Wir wollen einen Kritikmechanismus an der Selbstverwaltung ins Leben rufen“
Welche Kreise werden an dem Kongress teilnehmen?
Allen, ob Unterstützer*innen des Regimes oder der Opposition, muss zugehört werden. Wir versuchen, einen Kritikmechanismus an der Selbstverwaltung ins Leben zu rufen. Entsprechend der Kritiken können dann Änderungen vorgenommen werden. Aus diesem Grund ist die Teilnahme am Kongress äußerst wichtig.
Wie soll so ein breiter Kongress realisiert werden?
Vor dem Kongress werden wir Workshops und Podiumsdiskussionen veranstalten. Die Workshops und Panels sollen in Qamişlo, Hesekê, Deir ez-Zor, Minbic, Raqqa, Tabqa und Kobanê stattfinden. An diesen Veranstaltungen werden auch Vertreter*innen der Selbstverwaltung teilnehmen. Auf den Treffen sollen viele Punkte diskutiert werden. Bevor wir über die Zukunft Syriens reden, sollen die unterschiedlichen Positionen an einem Tisch zusammenkommen. Denn jeder und jede hat eine andere Position. Manche Kreise unterstützen die aktuelle Verwaltung, andere stellen sich ihr entgegen.
„Selbstverwaltung durch Kritik zum bestmöglichen Modell machen“
Die Selbstverwaltung muss eine Diskussion über ihre Praxis in Hinsicht auf Politik, Sicherheit und Dienstleistungen eröffnen. Durch die Kritiken und Vorschläge wollen wir das Modell der Selbstverwaltung zum besten Organisierungsmodell machen. Wir müssen aus den Entwicklungen in der Region lernen. An diesem Kongress werden auch Delegationen aus Gebieten außerhalb der selbstverwalteten Regionen teilnehmen.
Der Kanton Şehba gehört ebenfalls zu den selbstverwalteten Regionen. Warum nimmt er am Kongress nicht teil?
Şehba, und die Viertel Şêxmeqsûd und Eşfrefiyê in Aleppo sind Teile der Selbstverwaltung. Aber die Situation in Şehba ist speziell. Es ist nicht so wie im Osten des Euphrat. Bei der Mehrheit der Menschen in Şehba handelt es sich um Binnenflüchtlinge aus Efrîn. Die Völker dort haben sehr große Probleme und Schwierigkeiten. Man muss sich die besondere Situation dort vor Augen führen und ein spezielles Programm für diese Regionen auflegen.
„Schritte zu einem neuen Gesellschaftsvertrag“
Was wird der zweite Schritt nach den Treffen sein?
Nach den Panels finden groß angelegte Diskussionsrunden statt. Wir werden mit den führenden Kräften der Regionen, den Technokrat*innen, den Intellektuellen, den Frauen- und zivilgesellschaftlichen Einrichtungen Zusammenkünfte organisieren. Diese Treffen sollen für die gesamte Region Euphrat wie auch für die Region Cizîrê durchgeführt werden und zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen. Dieses Ergebnis könnten wir als einen Gesellschaftsvertrag betrachten. Anschließend wird ein Beobachtungskomitee gebildet, und wir werden den Prozess aus der Nähe betrachten. Schließlich soll die Zahl der Teilnehmer*innen am letzten Kongress mehrere Tausend überschreiten. Dieser große Kongress soll offen für die Ideen aller sein.
Was soll dann nach dem Kongress passieren?
Der Kongress wird wichtige Perspektiven bieten, die ganz Syrien betreffen. Von der Einheit Syriens bis hin zur politischen Lösung sollen Vorschläge entwickelt werden. Gerade diese beiden Punkte stellen die Hauptprobleme des Landes dar. Wir werden das Ergebnis des Kongresses auch der syrischen Opposition mit auf den Weg geben. Diejenigen, die gegen die Selbstverwaltung sind, versuchen dieses Projekt ständig zu vernichten. Um dies zu errreichen, bringen sie die Sicherheit in der gesamten Region in Gefahr. Damit dies nicht geschieht, müssen wir die Ergebnisse des Kongresses mit allen teilen. Der MSD hat wichtige Projekte zur Lösung der Syrienkrise entwickelt. Um diese umzusetzen, arbeiten wir weiterhin mit der Opposition zusammen.