Hol: Zahl der Festnahmen bei Sicherheitsoperation steigt

Die Zahl der Festnahmen bei der Sicherheitsoperation im Auffang- und Internierungslager Hol in Nordostsyrien ist auf knapp 50 angestiegen. Derweil ist ein achtjähriges Kind, das bei einem Brandanschlag in dem Camp schwer verletzt wurde, gestorben.

Die Zahl der Festnahmen bei der Sicherheitsoperation im Auffang- und Internierungslager Hol in Nordostsyrien steigt weiter an. Die innere Sicherheit (Asayîş) der Autonomieverwaltung teilte am Sonntag mit, dass seit Beginn des Einsatzes am vergangenen Donnerstag mehr als 40 Verdächtige mit mutmaßlichen Verbindungen zur Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) festgenommen worden sind. Unter den insgesamt 48 Personen seien auch mehrere einschlägig bekannte Dschihadisten, nach denen schon länger gefahndet werde. Die Zahl der entdeckten IS-Tunnel stieg mit einem neuen Fund im zweiten Bereich des Camps auf sechs. Zudem wurden weitere Zelte abgebaut, die von der Terrorgruppe zur ideologischen Indoktrinierung von Minderjährigen sowie ihre Rekrutierung in die IS-Jugendorganisation „Junglöwen des Kalifats“ und als sogenannte Scharia-Gerichte genutzt wurden. Der Asayîş-Kommandantur nach sind 54 solcher Zelte bisher zerstört worden.

Bei dem Einsatz in Camp Hol handelt es sich um die zweite Phase der „Humanitären Sicherheitsoperation“, die im Frühjahr des vergangenen Jahres unter dem Eindruck terroristischer Anschläge gegen Bewohnerinnen und Bewohner, humanitäre Hilfsorganisationen und Sicherheitskräfte eingeleitet worden war. Die neue Etappe der Operation konzentriert sich seit Sonntag auf den zweiten Bereich des Lagers, in dem aktuell mehr als 50.000 Menschen untergebracht sind. Unterstützung erhalten die Asayîş dabei von Antiterroreinheiten und Verbänden der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), darunter die Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ).

Bei Durchsuchungsaktionen fand die Asayîş an diesem Sonntag in einem Zelt im 2. Sektor des Lagers Uniformen mit aufgenähten Türkei-Fahnen. © Asayîş via ANHA


Achtjährige nach Brandanschlag gestorben

Bei den Zellenstrukturen in Camp Hol, vor allem den IS-Anhängerinnen, sorgt der Einsatz derweil für reichlichen Unmut. Am Samstag waren zwei Asayîş-Angehörige und eine irakische Vertriebene durch Steinwürfe der Dschihadistinnen leicht verletzt worden. Freitagnacht wurde das Zelt einer weiteren Irakerin von mutmaßlichen IS-Mitgliedern in Brand gesteckt. Die achtjährige Tochter der Frau war bei dem Anschlag schwer verletzt und in eine Klinik in Hesekê gebracht worden. Am Sonntag erlag das Kind seinen schweren Brandverletzungen. Nach den Täter:innen wird weiter gefahndet.

Camp Hol

Camp Hol liegt etwa 40 Kilometer östlich der Kantonshauptstadt Hesekê im irakisch-syrischen Grenzgebiet und ist so groß wie eine Stadt. Es wurde Anfang 1991 während des Zweiten Golfkriegs vom UNHCR für irakische Flüchtlinge errichtet. Nachdem es zwischenzeitlich geschlossen war, wurde das Camp im Zuge des Irakkrieges 2003 wiedereröffnet. Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS durch die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) im März 2019 gilt Camp Hol als tickende Zeitbombe und Brutstätte des IS, da es hauptsächlich zur Unterbringung von Frauen und Kindern benutzt wird, die zuvor in Gebieten unter Kontrolle des IS lebten.

Seit Anfang des Jahres wurden mindestens 44 Menschen, darunter 14 Frauen und Kinder, in Camp Hol getötet, weitere wurden verletzt (Stand 27. August 2022). Dieser Terror geht hauptsächlich von der sogenannten IS-Religionspolizei für Frauen und der IS-Jugendorganisation „Junglöwen des Kalifats“ aus und richtet sich gegen Menschen, die nicht nach den Maßstäben des IS leben. Bei den meisten Personen, die Mordversuche überlebten, handelt es sich um irakische Schutzsuchende und Abtrünnige des IS.

War Hol zu Beginn für 10.000 Personen ausgelegt, halten sich heute etwa 55.000 Menschen aus verschiedenen Ländern dort auf. Bei mehr als der Hälfte handelt es sich um Geflüchtete aus dem Irak, die meisten von ihnen sind Kinder. Knapp 19.000 Menschen sind Vertriebene aus Syrien, außerdem sind rund 8.000 Angehörige von IS-Dschihadisten untergebracht.