Gefangener Milizionär zur „Operation Olivenzweig“

Ein in Efrîn gefangen genommenes Mitglied der vom türkischen Staat gegründeten Miliz El Nuxbe erläutert, wie ihm die „Operation Olivenzweig“ erklärt worden ist.

Die Aussagen eines Milizionärs, der in Efrîn bei einem Gefecht mit den YPG/YPJ verletzt gefangen genommen wurde, verweisen ein weiteres Mal auf das eigentliche Ziel der türkischen Militärinvasion. Wie Ebdo Ehmed Îsmail gegenüber ANF erklärt, habe der türkische Staat seiner Gruppe versprochen, mit der Einnahme Efrîns könne das Gebiet zwischen Cerablus, Azaz und Bab mit Idlib verbunden und letztendlich der Türkei zugesprochen werden.

Der 21-jährige Ebdo Ehmed Îsmail stammt aus dem Dorf Latamnê in Hama. Nach seinen Angaben hat ihn seit Vater zu seinem Großvater nach Idlib geschickt, um nicht von der syrischen Armee als Soldat rekrutiert zu werden. In Idlib habe er sich über die Vermittlung seiner Cousins der Gruppe Ceyşül Ezê angeschlossen, die im Süden von Idlib gegen das syrische Regime kämpft. Nach vier Monaten sei er vor einem Jahr nach Şehba gegangen, wo er sich der vom türkischen Staat gegründeten Gruppierung El Nuxbe angeschlossen habe.

Diese Gruppe sei vollständig von der Türkei unterhalten worden, so Îsmail. Alle Mitglieder hätten ein Monatsgehalt von 45.000 syrischen Lira, also etwa 100 Dollar erhalten. Als der türkische Staat die Region zwischen Cerablus, Bab und Azaz unter seine Kontrolle gebracht habe, sei der „Islamische Staat“ nicht mehr dort gewesen. Er selbst sei von dort aus zum Kämpfen erstmalig nach Efrîn geschickt worden.

Die Gruppe El Nuxbe setze sich aus vom türkischen Staat abgeworbenen Milizionären aus verschiedenen Orten Syriens zusammen, so Îsmail: „Es gab Leute aus Hama, Aleppo, Idlib, Humus und weiteren Orten. Zu den Türken hatten wir ein sehr gutes Verhältnis. Wir hatten Versammlungen im Dorf Hawar Kilis. Sie gaben uns alles, was wir verlangten. Sie kamen auch aus ihren eigenen Stützpunkten zu uns, um unsere Stützpunkte zu inspizieren.“

„Es wäre zu meinem Vorteil“

Wenn die Gehaltszahlung anstand, sei Ebû Amma, einer der Chefs, in die Türkei gefahren und habe nach seiner Rückkehr das Geld ausgezahlt, berichtet Îsmail. Als die Militärinvasion in Efrîn begonnen habe, habe er sich nicht daran beteiligen wollen: „Ich habe unterschiedlich große Füße und sagte, dass ich so nicht kämpfen könne. Aber unsere Chefs haben gesagt, ich müsse gehen, für mich sei auch die Zeit zu heiraten gekommen und es wäre zu meinem Vorteil. Damit meinten sie die Plünderung der eingenommenen Gebiete.“

Sie seien dann von ihrem Stützpunkt bei Bab ins Dorf Hawar Kilis gebracht worden, erzählt Îsmail weiter. „Es hieß, dass sie uns an die Front nach Cindirês bringen, aber das taten sie nicht. Ich weiß nicht, wohin wir gegangen sind. Es war ungefähr 20.00 Uhr. Nachts sind wir auf einen Berg gestiegen und gegen 4.00 Uhr sind wir in ein Dorf gegangen. Ich weiß nicht, wo es war. Dann brachen Kämpfe aus und ich verletzte mich an der Hand. Als ich wieder zu mir kam, konnte ich niemanden sehen. Dann kamen zwei Freunde von euch und brachten mich ins Krankenhaus.“ Im Krankenhaus sei er behandelt und seine Hand gerettet worden, sagt Îsmail und fügt hinzu, dass er nicht misshandelt worden sei.

„Das gesamte Gebiet wird dem türkischen Staat gehören“

„Was hat der türkische Staat euch versprochen, als er euch in diesen Krieg geschickt hat? Oder was haben eure Kommandanten euch über den Krieg erzählt?“ fragen wir Ebdo Ehmed Îsmail. Er antwortet: „Der türkische Staat meinte, wir müssten von hier bis nach Daret Îze eine Schneise öffnen. Mit der Einnahme von Efrîn könnten wir das Gebiet zwischen Cerablus, Azaz und Bab mit Idlib verbinden, sagten sie. Das gesamte Gebiet würde dann unter unserer Kontrolle stehen und könne in Zukunft an die Türkei angebunden werden.“

Wir fragen nach: „Wurde euch versprochen, dass ihr hier einen Staat gründen könnt?“ Die Antwort des Milizionärs lautet: „Das gesamte Gebiet hier wird letztendlich dem türkischen Staat gehören.“