Gedenkzeremonie für Xebat Dêrik

Die Kampfverbände der Demokratischen Kräfte Syriens haben mit einer militärischen Zeremonie dem vor elf Jahren ermordeten YPG-Mitbegründer Xebat Dêrik gedacht.

Die unter dem Dach der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) vereinten Kampfverbände haben mit einer militärischen Zeremonie dem gefallenen Kommandanten Xebat Dêrik gedacht. Der Mitbegründer der Volksverteidigungseinheiten (YPG), der mit bürgerlichem Namen Mahmoud Ramadan hieß, wurde am 7. Januar 2012 bei einem gezielten Attentat des türkischen Staates und konterrevolutionärer Kräfte in Qamişlo schwer verletzt. Sieben Tage später erlag er in einem Krankenhaus in Aleppo seinen schweren Schussverletzungen.

Das Gedenken begann mit einer Schweigeminute für alle Gefallenen von Rojava. „In den befreiten Gebieten von Nord- und Ostsyrien gibt es kaum einen Menschen, der sich nicht der Stärke und der Bedeutung der Person Xebat Dêrik für die Revolution und unser Projekt einer demokratischen Nation bewusst ist“, sagte der QSD-Kommandant Luqman Xelîl in einer Rede zum Zeremoniell. Er würdigte Xebat Dêrik als einzigartigen Revolutionär, der zeit seines Lebens für die Befreiung aller Unterdrückten und ein gleichberechtigtes Leben der Völker eintrat.


„In seiner Person vereinte sich ein rebellierender, richtungsweisender Vorkämpfer, der voller Mut seinen Weg ging zu einer Zeit, in der es verboten war, Kurde zu sein, Kurdisch zu sprechen, zu fühlen und zu denken, und ohne jegliches Gefühl von Angst Widerstand und Kampf förderte, eine neue Identität anlegte, dass sich ganze Generationen der Bewegung für Rechte und Freiheiten anschlossen. Mit seinem Kampf und seiner Entschlossenheit stellte er eine besondere Armee zum Schutz aller Völker in unserer Region auf. Dies wird unvergessen bleiben.“ Durch das Wirken von Xebat Dêrik sei in Nord- und Ostsyrien eine „Brücke des Vertrauens“ entstanden, die bis heute alle ethnischen und religiösen Volksgruppen geschwisterlich miteinander verbinde, sagte Xelîl. „Unsere Verbundenheit gilt dieser Brücke, die niemals zerstört werden wird.“

Über Xebat Dêrik

Xebat Dêrik wurde 1962 im Dorf Kasan in Dêrik in eine Familie in der Tradition des kurdischen Widerstands geboren. Die Eltern waren wie viele kurdische Familien unter dem syrischen Baath-Regime finanziell schlecht situiert, Rojava wurde jahrzehntelang systematisch benachteiligt. Xebat Dêrik verließ frühzeitig die Schule und ging als Jugendlicher nach Damaskus, um zu arbeiten und seine Familie zu unterstützen. 1985 wurde er zum Militärdienst für die syrische Armee eingezogen, den er im benachbarten Libanon ableistete. Hier lernte er auch die PKK näher kennen.

Noch im selben Jahr desertierte Xebat Dêrik und ging in die libanesische Bekaa-Ebene, wo sich die berühmte Mahsum-Korkmaz-Akademie befand. Hier lernte er Abdullah Öcalan kennen, nahm teil an den berühmten Schulungen des kurdischen Vordenkers und blieb bis 1987. In jenem Jahr machte er sich auf den Weg in die Berge Kurdistans, zur Guerilla der PKK. Er kämpfte in nahezu allen Regionen Kurdistans gegen die türkische Besatzung, bildete Kommandierende aus, gehörte zum Militärrat der Volksverteidigungskräfte (HPG) und ihrer Vorgängerorganisationen und war Mitglied im Zentralrat der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK).

Mehr als zwei Jahrzehnte seines Lebens verbrachte Xebat Dêrik bei der Guerilla. Nach Beginn der Aufstände in Syrien kehrte er zurück nach Rojava, um bei den Aufbauarbeiten zu helfen. Auf seine Initiative hin wurden die 2011 konspirativ aufgebauten Selbstschutzeinheiten der YXG (Yekinêyên Xweparastina Gel) zu den Volksverteidigungseinheiten YPG umstrukturiert. In das tödliche Komplott gegen Xebat Dêrik waren neben türkischen Agenten auch kurdische Kollaborateure verwickelt. Der Schütze war ein Angehöriger der Familie Bedro aus dem Umfeld antirevolutionärer Gruppen, die 2011 den sogenannten ENKS („Kurdischer Nationalrat) gründeten. Xebat Dêrik hatte sich als Gast im Haus von Abdullah Bedro aufgehalten, als er kurz nach dem Verlassen von hinten niedergestreckt wurde. Dieser Mord machte schon damals das aktive „Interesse“ der Türkei an der Lage in Rojava deutlich. Eine Organisierung des Widerstands unter Einfluss linker Ideen sollte um jeden Preis verhindert werden. Doch die Realität in Rojava ist eine andere.