In Nord- und Ostsyrien hält sich derzeit eine Delegation französischer NGOs auf, die von der Türkei bombardierte Infrastruktur der Autonomieregion in Augenschein nimmt. Der Abordnung gehören unter anderem der Pariser Jurist und Ko-Vorsitzende von Avocats Sans Frontières (Rechtsanwälte ohne Grenzen), Matthieu Bagard, sowie Laurent Lopez vom Collectif des Familles Unies an. Die Angehörigen-Organisation setzt sich für die Rückführung von französischen Staatsangehörigen ein, die aufgrund ihrer andauernden oder früheren Mitgliedschaft in der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) in Auffanglagern und Haftzentren in Nord- und Ostsyrien festgehalten werden.
Die Türkei hatte im Januar eine mehrtägige Luftoffensive gegen die lebenswichtige Energieinfrastruktur von Nord- und Ostsyrien geflogen. Es war die dritte Angriffswelle des türkischen NATO-Staates gegen die Autonomieregion innerhalb von drei Monaten, die faktisch die komplette verbliebene Infrastruktur der Region lahmlegte. Etliche Menschen wurden getötet oder verletzt, Millionen Bewohnerinnen und Bewohner der Region von der Versorgung mit Strom, Gas und Trinkwasser abgeschnitten. Darüber hinaus führten die Angriffe zu einer Steigerung der Aktivitäten des IS, insbesondere in Auffanglagern wie Hol und Roj – eine Konsequenz, die sich aus der Schwächung des Antiterrorkampfes der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) durch die Bedrohung aus dem Nachbarland ergab.
Die Ölraffinerie und Kraftstoffverteilerstation im Ort Ewda (Odeh) bei Tirbespiyê ist vollständig zerstört worden (c) ANHA
Die französische Delegation untersucht nicht nur das Ausmaß der Schäden von bombardierter Infrastruktur, wie etwa auf dem Gelände der Ölraffinerie und Kraftstoffverteilerstation bei Ewda (Odeh) in Tirbespiyê (Al-Qahtaniyya). Die NGOs inspizieren auch die humanitäre und sicherheitspolitische Situation in den Camps, in denen Frauen und Kinder mit französischer Staatsbürgerschaft interniert sind, und dokumentieren die langfristigen Folgen der türkischen Angriffe. Die Ergebnisse sollen der französischen Öffentlichkeit und Regierung in einem Bericht vorgelegt und als Empfehlungen dienen, mit welchen Maßnahmen das Land seine Bürgerinnen und Bürger in Nord- und Ostsyrien schützen und der türkische Staatsterror gegen die Region verhindert oder zumindest gemindert werden kann.