Erneut konnte ein Ausbruchsversuch von IS-Dschihadistinnen aus dem Camp Hol bei Hesekê in Nordostsyrien verhindert werden. Die fünf russischstämmigen Frauen und ihre insgesamt sieben Kinder wurden bei ihrem Ausbruch vergangene Nacht von Kräften der Inneren Sicherheit gestellt. Bei ihrer Befragung gaben sie an, ihre Flucht sei von der Türkei organisiert worden. Ihre dortigen Unterkünfte stünden seit rund einem Monat bereit. Der Asayîş vermutet den türkischen Geheimdienst MIT als Drahtzieher. Nach der Person, die den Frauen vor Ort half, wird gefahndet.
Vor zwei Wochen waren im Camp Hol bereits zwei Fluchtversuche von IS-Dschihadistinnen vereitelt worden. In einem Fall hatten eine Tschetschenin und eine Usbekin mit zwei Kindern versucht, in einem Wassertanker zu fliehen. Später wurde bekannt, dass der Fahrer ein lokaler Mitarbeiter der Vereinten Nationen ist.
Mitte Juli hatte der türkische Geheimdienst MIT eine in Hol internierte moldauische Dschihadistin sowie ihre Kinder aus dem Camp gelotst und an Moldawien übergeben. Die hochgefährliche Dschihadistin gehörte der für viele Morde im Namen des sogenannten „Islamischen Staats“ (IS) verantwortlichen Miliz „Hisba” an. Die „Rettungsaktion“, wie es in einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur AA hieß, hatte auf Ersuchen der Regierung Moldawiens stattgefunden. Warum sich das südosteuropäische Land an den NATO-Partner Türkei wandte, um eine IS-Angehörige aus Koalitionshaft zu befreien, statt sich bei der Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens für die Rückführung der Frau und ihrer vier Kinder einzusetzen, ist nach wie vor unklar.
Camp Hol
Das Hol-Camp besteht aus acht Bereichen. In den Bereichen eins, zwei und drei befinden sich Menschen aus Mosul, die 2014 vor dem IS geflohen sind. Im Bereich vier sind syrische Binnenflüchtlinge untergebracht. In den Bereichen fünf, sechs und sieben werden IS-Dschihadisten und ihre Angehörigen und im Bereich „Muhadschirat“ die Familien der ausländischen Dschihadisten festgehalten.
Aktuell sind in Hol etwa 65.000 Menschen untergebracht. Die Zeltstadt wurde Anfang 1991 während des Zweiten Golfkriegs vom UNHCR für irakische Flüchtlinge errichtet. Nachdem es zwischenzeitlich geschlossen war, wurde das Camp im Zuge des Irakkrieges 2003 wiedereröffnet. Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS im März 2019 wird es hauptsächlich zur Unterbringung von Frauen und Kindern benutzt, die zuvor in Gebieten unter Kontrolle des IS lebten.