Firat-Kanton verurteilt Angriff auf Wasserstation als Kriegsverbrechen

Die Türkei verhindert absichtlich den Zugang der Menschen Nord- und Ostsyrien zu Trinkwasser. Das ist ein Kriegsverbrechen, betont die Verwaltung des Kantons Firat und fordert Konsequenzen.

Hunderttausende ohne Trinkwasser

Die Verwaltung des Kantons Firat rückt den türkischen Luftangriff auf Kobanê, bei dem eine Wasserstation zerstört wurde, in die Nähe eines Kriegsverbrechens. „Ich möchte die Vereinten Nationen daran erinnern, dass der Zugang zu Trinkwasser ein Menschenrecht ist, das die Türkei der Bevölkerung Nord- und Ostsyriens aktiv verweigert“, sagte die Ko-Vorsitzende des kantonalen Trinkwasserwerks, Zozan Mehmûd Xelîl, am Montag in Kobanê. Dies sei ein Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht. Die UN müssten sich mit den Kriegshandlungen des türkischen Staates endlich befassen und die Täter zur Rechenschaft ziehen. Alles andere sei eine Quasi-Mittäterschaft, so Xelîl.

Die türkische Luftwaffe hatte am Sonntagabend die Wasserstation in Şiyûxa Jorîn bombardiert. Die gut 30 Kilometer westlich von Kobanê gelegene Anlage versorgte das Zentrum der Stadt sowie Gebiete im ländlichen Umland. Laut Angaben von Xelîl haben durch ihre Zerstörung aktuell etwa 200.000 Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. „Das sind genozidale Handlungen, die als solche auch von der internationalen Gemeinschaft benannt und verurteilt werden müssen“, forderte sie.


Die Zahl 200.000 ergibt sich dadurch, dass über das Leitungsnetz in Şiyûxa Jorîn zuletzt auch Trinkwasser für Haushalte bereitgestellt wurde, die zuvor über die Tişrîn-Talsperre versorgt wurden. Seit die Dammanlage im Dezember von der Türkei und deren Proxytruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) betriebsunfähig bombardiert worden ist, fehlt in weiten Teilen von Minbic (Manbidsch) und im Kanton Firat der Zugang zu Trinkwasser und Strom. Xelîl betonte, dass die Türkei mit Absicht die entsprechende Infrastruktur zerstöre und damit Vertreibung beabsichtigt. Das erhärte den Verdacht einer beabsichtigten Annexion.