„Erdoğan wird wie die Paschas Enver und Talat enden“
Der Historiker Ebdullah Şikakî aus Efrîn sieht für den türkischen Staatspräsidenten das gleiche Ende wie das der jungtürkischen Paschas Enver und Talat voraus.
Der Historiker Ebdullah Şikakî aus Efrîn sieht für den türkischen Staatspräsidenten das gleiche Ende wie das der jungtürkischen Paschas Enver und Talat voraus.
Wie das Osmanische Reich im ersten Weltkrieg die Armenier getötet habe, sehe der türkische Staat heute in den Zeiten des dritten Weltkrieges einen Genozid an den Kurden vor, meint der aus Efrîn stammende Historiker Ebdullah Şikakî: „Erdoğan wird wie die Paschas Enver und Talat enden“, sagt er.
Hundert Jahre nach Beginn des armenischen Völkermords am 24. April 1915 hat der von der neoosmanischen AKP regierte türkische Staat am 24. Juli 2015 einen Vernichtungsfeldzug gegen das kurdische Volk beschlossen. Die seit drei Jahren andauernden genozidalen Angriffe werden mit der Besatzung Efrîns und Teilen Südkurdistans fortgesetzt.
Der Historiker Ebdullah Şikakî hat sich gegenüber ANF zu der osmanisch-türkischen Tradition geäußert, die vom armenischen Völkermord zu Beginn des letzten Jahrhunderts bis zur heutigen Verfolgung der Kurden reicht. Offiziell sei der dritte Weltkrieg zwar nicht ausgerufen worden, so Ebdullah Şikakî, tatsächlich finde er jedoch im Mittleren Osten statt und der türkische Staat wolle jetzt einen kurdischen Völkermord begehen. Dagegen leiste das kurdische Volk Widerstand.
„Genozide sind nichts Neues in der Tradition des türkischen Staates“
Durch die Geschichte des türkischen Staates ziehen sich etliche Genozide und Massaker, sagt der Historiker: „Vor 103 Jahren haben die Massaker gegen unsere armenischen Geschwister begonnen. Für den türkischen Staat und seine Diktatoren war es nichts Neues. In diesem Teil der Erde haben ständig Vernichtungsfeldzüge gegen ganze Völker stattgefunden. Beispielsweise wurden zur Zeit der Massaker an den Armeniern in Anatolien von den osmanischen Paschas auch 70.000 Araber in den libanesischen Bergen dem Hungertod ausgesetzt. In jener Zeit haben die Menschen bei den Paschas um Gnade gefleht. Die osmanischen Paschas haben geantwortet: ‚Solange sich die Menschen im Libanon nicht gegenseitig aufessen, herrscht auch kein Hunger‘. Diese Denkweise vertritt der völkermordende türkische Staat noch immer.“
„Weil sie wissen, dass ihnen dieses Land nicht gehört…“
„Die Völkermord-Tradition, die beim armenischen Genozid von den Paschas Talat und Enver ausgeführt wurde, wird heute in gleicher Form fortgesetzt. Auch vor dem Völkermord an den Armeniern sind schreckliche Massaker an verschiedenen Völkern begangen worden, an den Ponten, den Griechen, den Assyrern und etlichen anatolischen Völkern. Heute sind die Kurden an der Reihe“, erklärt Şikakî. „Bei den Aufständen von Sason, Bedlîs, Koçgirî, Şêx Seîd, Agirî und Dersim sind Hunderttausende Menschen getötet und vertrieben worden. Meiner Meinung nach gibt es einen einzigen Grund für die türkischen Massaker an den Völkern des Mittleren Ostens: Sie wissen, dass ihnen diese Region nicht gehört, daher versuchen sie sich über ihre Völkermordpolitik einen dauerhaften Status zu verleihen.“
„Sogar Hitler hat den armenischen Völkermord als Beispiel genommen“
Sogar Hitler habe sich für den Völkermord an den Juden ein Beispiel an den Jungtürken Enver und Talat genommen, sagt Ebdullah Şikakî: „Der armenische Genozid fand zu Zeiten des ersten Weltkrieges statt. Als im zweiten Weltkrieg Hitler die Juden ermordete, nannte er Enver und Talat seine Lehrmeister. In einer Rede fragte er einmal: ‚Wer erinnert sich heute noch an die Armenier?‘ Er ging davon aus, dass der Genozid vergessen worden sei und auch die Massaker an den Juden in Vergessenheit geraten würden. Die Geschichte zeigt uns, dass er sich geirrt hat. Die Geschichte der Völker ist unvergesslich.“
„Er wird wie die osmanischen Paschas enden“
Das kurdische Volk könne dem Genozid nur entgehen, wenn es eine Einigkeit untereinander erziele, hält der Historiker aus Efrîn fest. „Auch vor und während dem zweiten Weltkrieg sind die Kurden ermordet worden, sowohl in Bakûr [Nordkurdistan] als auch in Mahabad. In dem heute nicht offiziell erklärten dritten Weltkrieg sind das kurdische Volk und die Völker Syriens das Angriffsziel. Der türkische Staat hat mit seinen Massakern am Çiyayê Kurmenc eine Rolle in diesem Krieg übernommen. Aber wie gesagt, die Kämpfe der Völker sind unvergesslich und auch das kurdische Volk wird sich rächen. Es wird die Besatzung niemals hinnehmen. Erdoğan wird wie die osmanischen Paschas Enver und Talat enden.“