Ein Entführungsopfer aus Efrîn berichtet

M.E. ist in sein Dorf zurückgekehrt, als er gehört hatte, die Region sei sicher. Er wurde von den Besatzungstruppen entführt und gefoltert.

M.E. wollte in sein Dorf zurückkehren, als er hörte, die Region sei sicher. Er wurde dort von den Besatzungstruppen in Efrîn entführt und gefoltert. Gegenüber der Nachrichtenagentur ANHA berichtete er von seinem Leidensweg.

M.E. stammt aus dem Dorf Til Silor in Cindirês. Er muss das Dorf wegen der türkischen Militärinvasion verlassen und lässt sich im Zentrum von Efrîn nieder. Als öffentlich behauptet wird, dass die Region sicher sei, beschließt er, in sein Dorf zurückzukehren. Auf dem Weg wird er von Mitgliedern der türkeitreuen Sultan-Murad-Brigaden aufgegriffen und in die Türkei verschleppt. Dort wird er verhört und massiv gefoltert.

Zwei Monate lang wird M.E. vom türkischen Staat und seinen Milizen gefangen gehalten, dann wird er freigelassen. Zwei Monate später wird er Miliz Ahrar al-Sham unter dem Vorwand, er hätte Verbindungen zur Selbstverwaltung von Efrîn, aus seinem Dorf verschleppt. Wieder wird er gefoltert und freigelassen. Dann wird er von der Miliz Ketiba al-Faruq verschleppt und grausam gefoltert. Während seines Verhörs sagt er zu den Milizionären: „Ihr sprecht von Freiheit und Frieden, warum tut ihr mir das hier dann an?“. Sie antworten ihm: „Wir sind gekommen, um Efrîn niederzubrennen.“

M.E. wird freigelassen und die Milizen beginnen Anfang Juni, seinen Besitz zu plündern. Er erhält die Auflage, mit seiner Familie binnen zehn Stunden Efrîn zu verlassen.

M.E. berichtet, dass die Milizen sein Haus in Cindirês besetzt und ihre Familien dort untergebracht haben. Die Menschen in Efrîn lebten in Angst und könnten ihre Häuser kaum verlassen. Wer sich gegen die Milizen stelle, werde entweder getötet oder inhaftiert. So sei der Anwalt Sami umgebracht worden, nachdem er eine Lösegeldzahlung verweigert habe.

M.E. musste Efrîn zusammen mit zehn weiteren Familien verlassen. In den leeren Häusern wurden die Familien der Besatzungstruppen untergebracht.