Eindrücke aus Efrîn: „Wir bleiben hier“

Die Menschen in den Dörfern hinter der Front im Kanton Efrîn wollen ihre Heimat nicht verlassen: „Das ist unser Land, hier sind wir geboren, hier werden wir sterben“, sagen sie.

An der Grenze zur Türkei wird seit Wochen Widerstand gegen die von dschihadistischen Milizen unterstützte türkische Militärinvasion geleistet. Die Menschen in den Dörfern hinter der Front sind trotz fortgesetzter Luft- und Bodenangriffe entschlossen, ihr Land zu verteidigen.

Wir haben Dörfer in den Bezirken Şera und Şerawa besucht und mit den Bewohnern gesprochen. Überall sagen die Menschen das Gleiche: Niemals wollen sie der Türkei ihre Heimat überlassen.

Bangîn Mihemed aus dem Dorf Sinka im Bezirk Şera ist 21 Jahre alt und Medizinstudent. Nach Beginn der Angriffe sei er ins Dorf zurückgekommen, um es zu verteidigen: „Wir werden unser Dorf niemals verlassen. Der türkische Staat hat uns den Krieg erklärt und will unser Land besetzen. Daher haben wir uns alle bewaffnet und leisten Widerstand.“

Der 52-jährige Derwêş Çawîş stimmt ihm zu: „Das ist doch unser Land. Der türkische Staat greift uns mit Kampfflugzeugen und schweren Waffen an. Wir sind jedoch entschlossen, weiter hier zu leben. Niemand kann einfach herkommen und uns unsere Heimat nehmen. Wir sind die Kinder dieser Gegend. Es ist das Land unserer Vorfahren.“

Kastel ist ein ezidisches Dorf in Efrîn. Der 88-jährige Cuma Ebdî Cuma meint, der türkische Staat verhalte sich allen Kurden gegenüber feindlich: „Ich bin ein ezidischer Bürger aus Kastel. Wir leben als Eziden und Muslime friedlich zusammen. Aber der türkische Staat hat es auf unser Land abgesehen. Er will wie im osmanischen Reich alles beherrschen. Wir werden jedoch gewinnen. Zum Schluss werden wir die Sieger sein.“

Samî Temir fährt fort: „Wir leben hier auf unserem eigenen Boden. Das hier ist unser Heimatland, ein anderes haben wir nicht. Auch wenn die ganze Welt zusammenbricht, werden wir es nicht dem türkischen Staat überlassen.“

Als sie unsere Kamera sieht, beginnt auch Fatma Îbrahim sofort zu reden: „Niemals überlassen wir Efrîn dem türkischen Staat. Jeder sollte seine Grenzen kennen. Die Grenzen des türkischen Staates sind eindeutig. Er überschreitet die Grenze und will Efrîn besetzen. Solange es die YPG und YPJ gibt, wird er keinen Meter bekommen. Für Erdoğan gibt es hier nichts zu holen.“