Ein Porträt aus dem Widerstand von Şêxmeqsûd

Seit Beginn des Krieges hält der Mechaniker Abu Mihemed die Stellung an einem Kontrollpunkt im Stadtviertel Şêxmeqsûd in Aleppo.

„Wir hatten keine Waffen, wir hielten mit einigen wenigen Menschen Wache, um unser Stadtviertel zu schützen. Dann kamen die YPG und gaben uns Waffen“, berichtet Abu Mihemed. Seine Stellung verlässt er praktisch nie und genießt daher hohes Ansehen in der Bevölkerung des Widerstandsviertels Şêxmeqsûd in Aleppo. Trotz seines fortgeschrittenen Alters übernimmt er jeden Tag seine militärische Wache in dem strategisch wichtigen Viertel. Der Araber, der Vater von fünf Kindern ist, wartet sehnsüchtig auf seine Rückkehr nach Efrîn.

Modell des „Dritten Weges“

Insbesondere die Gebiete, in denen die kurdische Bevölkerung in Syrien lebt, sind zum Angriffsziel der von Ankara gesteuerten Milizen geworden. Fast überall in Nordsyrien kam es zu Angriffen, Aleppo und seine Umgebung stellten dabei eines der wichtigsten Angriffsziele der Dschihadisten dar. Nachdem sich das Regime aufgrund der Angriffe zurückgezogen hatte, begannen die Verteilungskämpfe unter den Milizen. Währenddessen wählten viele Menschen in Nordsyrien das von der kurdischen Bevölkerung in der Region vertretene Modell des „Dritten Weges.“ Dieses Projekt auf Grundlage der Einheit und des Zusammenlebens der Völker basiert auf der Philosophie des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan und stellte einen wichtigen Ansatz zum friedlichen und demokratischen Zusammenleben in der Region dar- bis heute.

Kontrollpunkt mit Freunden errichtet

Die Geschichte von Abu Mihemed und die Verteidigung von Şêxmeqsûd spielen eine wichtige Rolle im Widerstand von Nordsyrien. Abu Mihemed berichtet, dass er zu Beginn des Krieges gemeinsam mit Freunden einen Kontrollpunkt errichtet und sodann mit der Verteidigung begonnen hat. „Im Jahr 2013 haben die vom türkischen Staat abhängigen FSA-Banden Aleppo und insbesondere unser Viertel angegriffen. Wir haben hier zu dritt unseren Kontrollpunkt errichtet. Später kamen auch die Jugendlichen hinzu. Aber wir hatten keine Waffen. Wir haben auf dem Bürgersteig und in der Umgebung der Häuser geschlafen. Zunächst haben wir uns mit den einfachen Mitteln, die uns zur Verfügung standen verteidigt. Später dann kamen die YPG und gaben uns Waffen. Nach dieser Zeit habe ich mich den YPG angeschlossen. Anfangs war das Viertel sehr belebt. Aber als die Angriffe der Banden zunahmen, war ein Teil der Bevölkerung gezwungen zu fliehen.“

Vom Mechaniker zum Veteidiger

Abu Mihemed mit seinem ergrauten Haar und den mittlerweile weit über 60 Jahren lebt auch in Şêxmeqsûd. Bis 2013 war er als Mechaniker auf die Reparatur von Nähmaschinen spezialisiert. Obwohl er selbst kein Haus in Aleppo hatte, nahm er mit Beginn des Krieges an der Selbstverteidigung des Viertels teil. Einer seiner Söhne ist ebenfalls im Selbstverteidigungswiderstand aktiv, ein weiterer Sohn befindet sich in den Widerstandsgebieten in Şehba.

Im Viertel ist er bei jedem bekannt und hält von früh bis spät am Kontrollpunkt Wache. In die Zukunft sieht Abu Mihemed optimistisch und ist sich sicher, dass die Dschihadisten, die zum Fluch für ganz Syrien geworden sind, besiegt und die Völker, die sich um das Modell der Demokratischen Nation organisieren, erfolgreich sein werden. Er sagt, er warte sehnlichst auf eine Rückkehr nach Efrîn. Sobal die Offensive beginne, werde er wie alle anderen auch daran teilnehmen. Das Gespräch beendet er mit den Worten: „Die Kräfte, von denen die Banden nach Efrîn gebracht wurden, die Efrîn zerstören und verwüsten, werden besiegt werden. Wir als diejenigen, denen Efrîn gehört, werden in unser Land zurückkehren und es vom Feind befreien.“