Efrîn: Entführter Zivilist zu Tode gefoltert

Ein vor rund zwei Wochen aus seinem Dorf in Efrîn entführter 67-Jähriger ist in einem Gefängnis der Besatzungstruppen zu Tode gefoltert worden.

Ein von Dschihadisten der pro-türkischen Besatzungsmiliz „Faylaq al-Sham“ in Efrîn entführter Zivilist ist zu Tode gefoltert worden. Das meldet die in Rojava ansässige Nachrichtenagentur Hawarnews (ANHA). Bei dem Opfer handelt es sich demnach um Şêxmus Qasim Mistefa aus dem Dorf Meydan Ekbes im Kreis Raco.

Der 67 Jahre alte Kurde sei vor etwa zwei Wochen von Söldnern der islamistischen Miliz verschleppt und in das im Kreis befindliche Gefängnis gebracht worden, zitiert ANHA Quellen aus Meydan Ekbes. Diesen Samstag wurde die Familie dann telefonisch von den Besatzungstruppen aufgefordert, den Leichnam des Mannes abzuholen. Wie es heißt, sei der Körper Mistefas mit zahlreichen Folterspuren übersät gewesen.

Der frühere Bahnhof von Raco im April 2018

Das sogenannte Zentralgefängnis in Raco war bis zur türkisch-dschihadisten Invasion in dem ehemals selbstverwalteten Kanton Efrîn in Westkurdistan/Nordsyrien im März 2018 noch ein Bahnhof. Nach der Besetzung der Region wurde das Gebäude ein Folterzentrum verwandelt. Auch etwa vierzig umliegende Häuser der Zivilbevölkerung wurden beschlagnahmt und in den „Komplex“ integriert. Die Folterkammer ist berüchtigt für Methoden wie Elektroschocks, Aufhängen an den Händen, Schläge, Schlafentzug und sexualisierte Gewalt sowie Vergewaltigung. Ehemalige Insassen beschrieben die Zustände dort als „erschütternd“. 

Efrîn: 674 Morde und 7.343 Entführungen

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation von Efrîn sind seit Beginn der Invasion in der Region mindestens 674 Zivilist*innen ermordet und 7.343 Personen durch die Besatzungstruppen entführt worden. Für das Jahr 2020 wurden 58 Morde durch die Besatzungstruppen registriert. Acht der Ermordeten waren Frauen. 987 Personen wurden verschleppt, bei 92 von ihnen handelt es sich um Frauen.