Drohnenopfer aus Efrîn: Zustand „sehr kritisch“

Der Gesundheitszustand des bei einem türkischen Drohnenangriff auf die kurdische Efrîn-Region verletzten Mannes ist nach Angaben der behandelnden Ärzt:innen sehr kritisch. Der 73-Jährige hat unter anderem schwerste Kopfverletzungen erlitten.

Der Gesundheitszustand des bei einem türkischen Drohnenangriff in der kurdischen Efrîn-Region im Nordwesten von Syrien verletzten Mannes ist nach Angaben des behandelnden ärztlichen Personals sehr kritisch. Er hat unter anderem schwerste Kopfverletzungen erlitten.

„Der Patient befindet sich seit einer Kopfoperation im künstlichen Koma und erhält starke Schmerz- und Beruhigungsmittel“, sagte der verantwortliche Oberarzt vom Avrîn-Krankenhaus bei Fafîn in Şehba am Montag der Nachrichtenagentur Hawarnews (ANHA). Wann der 73-jährige Kurde aus dem Koma geholt werden könne, stehe noch nicht fest, hieß es weiter.

Îsa Gedo Ehmed war am Sonntag bei einem Angriff der türkischen Armee in seinem Dorf im Südosten von Efrîn verletzt worden. Die Attacke in Form eines Luftangriffs mittels Loitering Weapon (dt.: lauernde Waffe), auch bekannt als Kamikazedrohnen, hatte sich auf das Haus des Mannes in der Ortschaft Bênê im Kreis Şêrawa gerichtet. Weitere Drohnenschläge zielten auf nahegelegene Stützpunkte und Posten von Regierungstruppen. Wie erst später bekannt wurde, ist dabei auch ein syrischer Soldat verletzt worden. Er befindet sich ebenfalls in der Klinik Avrîn.

Das im Kreis Şêrawa gelegene Dorf Bênê befindet sich nur wenige Gehminuten vom Şehba-Camp entfernt, in dem hunderte Familien aus Efrîn leben, die bei dem türkischen Angriffskrieg von 2018 aus dem ehemals selbstverwalteten Kanton flüchten mussten, und wird wie nahezu die gesamte Region immer wieder unter Beschuss genommen. Şêrawa ist der einzige Bezirk von Efrîn, der bei der Invasion nicht vollständig von der türkischen Armee und ihren islamistischen Söldnern besetzt werden konnte.

Darüber hinaus nimmt die Gegend eine strategische Position in den türkischen Plänen für eine Ausdehnung der illegalen Besatzungszone in Syrien ein: Şêrawa grenzt an den Kanton Şehba und verbindet Efrîn mit Tel Rifat. Die Stadt war 2022 vom türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan wiederholt als erstes Angriffsziel für eine neuerliche Invasion in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien benannt worden.