Die Yekitî-Partei im Kontext der Angriffe auf Efrîn - Teil 2
In diesem Teil geht es um die Verlautbarungen der Führung der Yekitî-Partei sowie um eine Auswertung der Aktivitäten der Yekitî-Führung in den sozialen Medien.
In diesem Teil geht es um die Verlautbarungen der Führung der Yekitî-Partei sowie um eine Auswertung der Aktivitäten der Yekitî-Führung in den sozialen Medien.
Die Haltung der Mitglieder des kurdischen Nationalrats ENKS, dem die Yekitî-Partei angehört, zu den Angriffen gegen Efrîn ist widersprüchlich. Während die ENKS-Mitglieder in Nordsyrien den Angriff deutlich verurteilten und seine sofortige Beendigung forderten, haben Vertreter des ENKS, insbesondere die Führung der Yekitî-Partei Ibrahim Biro, Abdil Basit Hemo und Fuat Elîko, auf Zusammenkünften im südkurdischen Hewlêr (Erbil), in Istanbul, Ankara und Europa eine komplette Kehrtwende vollzogen und massiv für die Angriffe auf Efrîn geworben. Aufgrund dessen kam es zu Konflikten zwischen den ENKS-Vertretern in Nordsyrien und Führungskadern im Ausland.
Elîko unterstützt Besatzung von Efrîn in Wort und Tat
Fuat Elîko ist Vertreter des Gründungsrats der Yekitî-Partei und vertritt gleichzeitig den ENKS bei der von den Muslimbrüdern gegründeten „Nationalkoalition syrischer Revolutions- und Oppositionskräfte“ ETILAF, welche insbesondere dem türkischen Regime und Katar nahesteht. Fuat Elîko wurde am 3. August 2015 in den politischen Rat von ETILAF gewählt. Er hat seine Unterstützung für die Besatzung von Efrîn durch die Türkei und mit ihr verbündete Milizen immer wieder herausgestellt.
Am 30. Oktober 2017 hatte Elîko an der Fernsehsendung „Rexneya Azad“ teilgenommen und dort erklärt: „Der ENKS unterstützt alle Entscheidungen von ETILAF und wenn diese Entscheidungen einen Angriff auf Nordsyrien beinhalten, dann unterstützen wir auch diesen.“ Während der Invasion von Efrîn begann er mit der Unterstützung des vom türkischen Geheimdienst MIT und der AKP in Antep aus Islamisten und Kollaborateuren gegründeten „Stadtrat von Afrin“. Er erklärte: „Wir als Partei unterstützen diesen Rat und sind Teil von ihm. Wir haben auch einen militärischen Flügel, der vor allem Teil von Faylaq al-Sham ist.“ Faylaq al-Sham ist eine islamistische Miliz mit organischen Verbindungen zur Muslimbruderschaft. Immer wieder kooperierte die Miliz eng mit den Al-Qaida-Ablegern Ahrar-al-Sham und Jabhat al-Nusra.
Elîko behauptet, die Hunderttausenden aus Efrîn geflohenen Menschen würden bald zurückkehren. Da die Bevölkerung allerdings aufgrund der Entführungen, Plünderungen, Folter und Diebstähle nicht bereit dazu ist, führt die Yekitî-Führung nun eine massive Pressekampagne zur Legitimation der Besatzung und der Verleugnung der Übergriffe durch. So erklärte Elîko am 28. März gegenüber dem südkurdischen regierungsnahen Sender Rudaw, man sei als Partei mit den Vertretern des türkischen Staates, den Milizen und dem Rat in Verbindung, um für eine Rückkehr der Bevölkerung nach Efrîn zu sorgen. Immer wieder betont er, welche schweren Schäden die Demokratische Selbstverwaltung, TEV-DEM und die Partei der Demokratischen Einheit PYD dem Volk von Efrîn zugefügt hätten.
Die Beziehung Elîkos zum MIT
Die Führung der Yekitî-Partei, Ibrahim Biro, Abdulbasit Hemo und Fuad Eliko, hält sich in Istanbul auf und befindet sich in engem Dialog mit den Vertretern der AKP-Regierung. Aus der Nachrichtenagentur ANHA vorliegenden Chatprotokollen soll hervorgehen, dass die Yekitî-Führung über ihre Netzwerke Informationen über Strukturen und Personen, die Funktionen in Rojava und Nordsyrien innehaben, sammeln und sie dem MIT übermitteln. Aus einem dieser Chats geht hervor, dass Elîko Informationen über einen gefallenen YPG-Kommandanten im Gebiet Zehri al Ereb von einer Quelle mit dem Namen „Bavê Hindirîn“ erhielt und diese an den MIT weitergab. Auch der für die Nachrichtenseite Verantwortliche „Bawer Meruf“ taucht in den Protokollen auf und fordert Informationen über Personen aus einer Suryoye-Organisation an. „Bawer Meruf“ teilt viele Informationen über diese Organisation mit Elîko und schlägt vor, dass ETILAF diese Organisation stoppen oder vernichten solle. Außerdem schreibt Elîko einer Person mit dem User-Namen „Ebdullah Gedo“. Gedo bittet Elîko, sich über ETILAF bei Dschaisch al-Islam für die Freilassung eines Gefangenen einzusetzen.
In dem Dialog zwischen Elîko und Gedo heißt es weiter, dass in der Türkei eine militärische Ausbildung von den Koalitionskräften durchgeführt werden solle und man danach in Cerablus oder Azaz stationiert werden würde. „Dafür müssen wir einige Vorkehrungen treffen“, heißt es. Elîko sagt Gedo, er solle ihm dafür einige Namen nennen. Dieser erklärt daraufhin, dass an der Ausbildung der FSA-Kräfte in Antep Mitglieder der Yekitî-Partei aus Amûde teilnehmen würden. In weiteren Gesprächen geht es um die Entführung von durch Elîko benannte Personen aus Rojava nach Südkurdistan.
Auch zum Maşaal-Tammo-Bataillon pflegt Fuat Elîko enge Verbindungen. Das Bataillon war schon an der Besetzung von Serêkaniyê durch Jabhat al-Nusra und die FSA beteiligt. Jabhat al-Nusra hatte dort bis zur Befreiung der Stadt durch die YPG eine Schreckensherrschaft errichtet. Nun kämpft die Gruppierung wieder an der Seite der Türkei bei der Besatzung von Efrîn als angeblicher Vertreter der Kurden.