Die Revolution von Rojava ist mit den radikaldemokratischen Werten, die sie hervorgebracht hat, immer schon auch eine internationalistische Revolution gewesen. Viele Internationalist*innen brechen nach Rojava auf und arbeiten dort nicht nur in der Verteidigung, sondern auch in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Ein wichtiger dieser Bereiche ist die ökologische Arbeit.
Das baathistische Regime hat eine umweltzerstörerische Politik verfolgt und insbesondere die natürlichen Ressourcen in Nord- und Ostsyrien schonungslos ausgebeutet. Die Region Cizîrê mit den Städten Dêrik, Girkê Legê, Rimelan, Tirbespî, Dirbêsiyê, Qamişlo, Hesekê, Serêkaniyê und Amûdê wurde vollständig auf die Getreideproduktion ausgerichtet. Viele Jahre lang war es sogar verboten, Gemüse oder Bäume zu pflanzen. Die Menschen der Region begannen mit der Revolution auch einen ökologischen Neuaufbau. Ökologie und das Verständnis des Menschen als Teil der Umwelt stellen einen der Grundpfeiler dar, auf denen das Gesellschaftssystem des demokratischen Konföderalismus aufgebaut ist. Die Menschen in Rojava müssen aber nicht nur gegen die Umweltzerstörung durch die Baathisten, sondern gegen eine regelrechte Kriegsführung gegen die Umwelt durch die Türkei ankämpfen. In der Region, in der vieles zerstört wird, indem verbotene Waffen eingesetzt werden, die Bevölkerung massakriert wird und gegen die ein ökonomisches Embargo herrscht, wird die lebenswichtige Bedeutung von Ökologie und ökologischem Arbeiten überdeutlich.
Die Türkei führt Krieg gegen die Umwelt
Nicht nur die Angriffe des türkischen Staates auf die Menschen der Region stellen Kriegsverbrechen dar, sondern auch die gezielte und systematische Zerstörung der Natur. Nahezu alle existenten Waffen, seien es schwere oder verbotene, kommen seit Beginn der völkerrechtswidrigen Invasion in Nord- und Ostsyrien regelmäßig zum Einsatz. Die britische Internationalistin und Umweltaktivistin Viyan Qereçox hält sich seit rund acht Monaten in der Region auf. Nûdem Têkoşer von der Tageszeitung Yeni Özgür Politika hatte in Qamişlo die Möglichkeit, mit ihr zu sprechen. Qereçox erklärte, dass es trotz der Angriffe keine Unterbrechung in den ökologischen Arbeiten gebe. Momentan sei allerdings vorrangige Aufgabe, die Kriegsverbrechen der Türkei zu dokumentieren und diese an die internationale Öffentlichkeit zu bringen. Auf die Frage, aus welchem Grund sie sich in Rojava aufhält, antwortet die Aktivistin, die in Rojava Kurdisch gelernt hat, mit den Worten: „Ich bin hierhergekommen, um das Land von Rojava, seine Bäume und seine Menschen zu verteidigen.“
Dort, wo die Frauen stark sind, ist auch der Kampf für die Umwelt stark
„Wenn ein Volk sich nicht selbst verteidigen kann, dann kann es auch seine Umwelt nicht verteidigen“ sagt Qereçok und kommt darauf zu sprechen, wie stark das ökologische Bewusstsein in Nord- und Ostsyrien ist. Die Internationalistin bringt diese Tatsache mit der starken Frauenbewegung in Verbindung: „Die ökologischen Arbeiten hier resultieren aus dem Bewusstsein und der Stärke der Frauen. Wenn eine Frau an einem Ort einen freien und aktiven Geist hat, dann bedeutet das, dass sie auch für ihre Umwelt kämpft.“
Die Frauen führen den Widerstand an
An die weltweite Umweltbewegung richtet Qereçok ebenfalls einige Worte: „Hier findet ein sehr intensiver Krieg statt. Die Türkei greift an, ohne sich an das Kriegsrecht zu halten. In Rojava soll ein ökologisches Leben und System aufgebaut werden. Aber der Krieg stellt dafür ein großes Hindernis dar und zerstört die hier geschaffenen Werte. Deshalb muss sich die ganze Welt überall mit Rojava solidarisieren. Die Völker Nord- und Ostsyriens verteidigen sich und ihre Umwelt. Und auch dieses Mal wird der Widerstand von Frauen angeführt.“