Nahostbeauftragter des Auswärtigen Amtes
Erstmals seit Jahren hat Deutschland eine Delegation zur Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) geschickt. Ein Team des Auswärtigen Amts unter Leitung des Nahostbeauftragten der Bundesregierung Tobias Tunkel befand sich am Wochenende in der Region und führte Gespräche mit der Autonomieverwaltung, den Militärverbänden und der Zivilgesellschaft.
Tunkel kam unter anderem mit den Oberkommandierenden der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) und der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ), Mazlum Abdi und Rohilat Efrîn, am Sonntag in Hesekê zusammen. Im Hinblick auf die laufenden Gespräche zwischen den QSD und den neuen Machthabern von Hayat Tahrir al-Sham (HTS) zur Rolle der DAANES in einem Syrien nach dem Sturz des Baath-Regimes seien Lösungsansätze für die momentan drängendsten Fragen besprochen worden.
Um die Rechte und Interessen der Kurd:innen zu lösen, wäre ihre Teilnahme an einem innersyrischen Dialog nötig, schrieb Tunkel auf X. Mit Abdi habe er auch über gemeinsame Anstrengungen beim Vorgehen gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) gesprochen. Deutschland ist Teil der US-geführten internationalen Anti-IS-Koalition, deren wichtigster Partner beim Kampf gegen den IS die QSD sind.
In einem am Grenzübergang zwischen der DAANES und der Kurdistan-Region des Irak (KRI) aufgenommenen Video, das Tunkel auf seinem X-Account postete, sagte der Diplomat, dass sich für Nord- und Ostsyrien nach dem Assad-Regime „eine Chance auf Veränderung“ sowie die „Überwindung von Spaltung und Trennung, die Überwindung von Armut und der Aufbau einer wohlhabenden kurdischen Region in Syrien eröffnet“.
Dafür müsse eine starke, kurdische Stimme in den nationalen Dialog eingebracht werden, „der jetzt beginnen muss“, forderte Tunkel. Deutschland wolle Partner „in einer großen Anstrengung sein“, um ein „vereintes, inklusives neues Syrien“ aufzubauen. Die DAANES hat sich bislang nicht zu den Gesprächen mit Tunkel geäußert. Auch Mazlum Abdi und Rohilat Efrîn kommentierten die Zusammenkunft zunächst nicht.
Foto © Tobias Tunkel / X