Der Verlust eines Freundes – getötet im Kampf um Efrîn

Wir veröffentlichen einen zuerst auf Indymedia erschienenen Artikel über den bei der Verteidigung von Efrîn gefallenen Internationalisten der YPG, Haukur Hilmarsson, Kampfname Shahin Hosseini.

„Uns hat die traurige Nachricht erreicht, dass unser isländischer Freund Haukur Hilmarsson, Kampfname Shahin Hosseini, im Kampf um die kurdische Stadt Efrîn gefallen ist. Er ist im Kampf gegen die türkischen Invasionstruppen als ein Kommandant des Internationalen Freiheitsbataillons (IFB) an der Seite der kurdischen YPG gefallen.

Wir haben von seinem Bataillon erfahren, dass er sich dem Kampf gegen den IS vor etwa einem Jahr angeschlossen hat. Bei seinem ersten Versuch Rojava über den Irak zu erreichen, war er festgenommen und nach Island abgeschoben worden. Er reiste direkt zurück und kämpfte für die Befreiung von Raqqa. Er wurde geliebt und geschätzt und erhielt den Rang eines Kommandanten. Als die türkische Armee die nordsyrische Grenze überschritt, stand er zur Verteidigung der kurdischen Revolution bereit.

Haukur, unsere Herzen sind voller Schmerz und Stolz. Du warst wahrhaftig eine schöne, inspirierende, liebende, wütende, rebellierende und unaufhaltsame Kraft. Ein Sturm, bei dem wir das Glück hatten, von ihm erfasst zu werden. Wir haben uns durch die Liebe zur wilden isländischen Landschaft und durch die Aktionen zu ihrer Verteidigung gegen die Zerstörung durch die Aluminium-Industrie kennengelernt. Wir erinnern uns daran, gemeinsam durch die Felder zu rennen, Bagger zu blockieren, auf Kräne zu klettern und durch die Straßen von Reykjavik zu rasen. Es fühlt sich an, als wäre das unendlich lange her und dennoch hast du einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen. Wir schätzen uns glücklich, dich als unseren Freund bezeichnen zu können. Obwohl uns die letzten Jahre physisch getrennt haben und es schwierig war, in Kontakt zu bleiben, haben wir dich immer in unseren Herzen und unseren Gedanken behalten.

Mit lächelnden Gesichtern schauen wir uns die Bilder des isländischen Parlaments während der Massenproteste an und das Hissen der Fahne eines Billigsupermarkts darauf. Du bist ein wahrer Anarchist, der mit seinen Freund*innen von Beginn der isländischen anarchistischen Bewegung an zusammenstand. Bei all unseren unglaublichen Ideen und Aktionen, wie auf das Rollfeld des Flughafens zu rennen, um die Abschiebung eines „illegalen“ Migranten zu verhindern (und es zu schaffen), hattest du immer ein Lächeln auf dem Gesicht. Ein hintergründiges Grinsen, das besagte: „Lasst uns Ärger bekommen“. Und es erfasste uns alle.

Als wir das Bild von dir sahen, in Tarnkleidung mit dem Gewehr auf deinem Schoss, hattest du nicht mehr den gleichen Ausdruck in deinem Gesicht. Es lag ein Ausdruck von Ruhe in deinen Augen, mit einem kleinen unsicheren Lächeln in die Kamera. Aber hauptsächlich war es Ausdruck dafür, dass du an dem für dich richtigen Ort angekommen bist. Dieser Gesichtsausdruck bedeutete so viel, er brachte Tränen in unsere Augen und Stolz in unsere Herzen. Wir hätten es uns viele Jahre ansehen wollen.

Aber wirklich gelebte Leben werden nicht immer in Zeit bemessen. Sie werden durch den Wind der Sehnsüchte, der wie eine kühle Briese über eine Wiese weht, gemessen. Durch die plötzliche Gänsehaut in einer dunklen Nacht im Nachglühen eines wütenden und liebenden Feuers. In diesen Momenten erinnerst du uns daran, dass man die Summe der eigenen Sehnsüchte und Träume selbst sein kann und sollte. Aufzustehen für das, an was man glaubt, was richtig ist und weiter zu kämpfen. Wo auch immer dein Kampf liegt und wohin der Kampf dich tragen wird.

Ein Kampf, der durch Zeit und Raum reicht. Wie das Gedicht, das ein Kämpfer der internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg gegen die Faschisten aufsagt:

Ich werde mich nicht beugen.

Ich werde

Dynamit essen.

Und ich werde explodieren,

wie ein Vulkan.

Lieber Haukur. Wir vermissen dich aus ganzem Herzen. Unsere Gedanken sind bei deiner Mutter, deiner Familie und allen anderen, deren Leben du in deinen 31 Jahren auf dieser Erde berührt hast. Wir werden dich immer mit uns tragen.

No pasaran!“