Die PYD-Vorsitzende Ayşe Hiso hat sich im ANHA-Interview zum Ende der territorialen Herrschaft des IS und den türkischen Ambitionen einer Besatzung von Nord- und Ostsyrien geäußert. „Die Dschihadisten in Nord- und Ostsyrien sind an den türkischen Staat gebunden. Sie haben bloß ihre Kleidung gewechselt“, so die Ko-Vorsitzende der PYD.
Mit Verweis darauf, dass der militärische Sieg über den IS in die Zeit der Newroz-Feiern gefallen ist, erklärte Ayşe Hiso: „Als die türkische Armee mit ihren dschihadistischen Hilfstruppen Efrîn besetzt hat, ist als erstes die Statur von Schmied Kawa niedergerissen worden. Mit der Niederlage des IS hat ein neues Newroz-Fest stattgefunden, der Geist von Kawa ist wieder aufgetaucht. Die Dschihadisten, die auf die Versklavung von Frauen gesetzt haben, wurden durch die Stärke von Frauen besiegt. Ein weiteres Mal hat sich gezeigt, welche Kraft der Willen freier Frauen hat. Für diesen Sieg schuldet die Welt den Demokratischen Kräften Syriens etwas.“
„Schutzschild Euphrat und IS sind auf derselben Linie“
Ayşe Hiso verwies darauf, dass der türkische Staat angesichts des internationalen Schweigens an einer Verstetigung der Besatzung syrischer Landesteile arbeite: „Der türkische Staat plant seit 2011, Nord- und Ostsyrien zu besetzen. Als der IS Kobanê angegriffen hat, hat die Türkei ihn unterstützt. Es ist auch die Türkei, die Efrîn besetzt hält. Der türkische Staat hält entschlossen an seinem Vernichtungsfeldzug gegen die Kurden fest und ebenso setzt sich das internationale Schweigen dazu fort. Alle Länder verschließen für ihre Eigeninteressen die Augen vor dem Vorgehen der Türkei und deshalb kann die Türkei Projekte zur Verstetigung der Besatzung umsetzen. Die internationalen Kräfte müssen sich gegen die Besatzung durch den protürkischen „Schutzschild Euphrat“-Verband positionieren. Dieser Verband verfolgt die Linie des IS. Damit einhergehend müssen die internationalen Kräfte die Autonomieverwaltung unterstützen, damit die IS-Mentalität bekämpft werden kann.“
Dieselben Dschihadisten, andere Kleidung
Die dschihadistischen Gruppierungen in Nord- und Ostsyrien seien an den türkischen Staat gebunden, sagte Ayşe Hiso: „Nur ihre Kleidung ist anders. Wie sie sich unter der Bezeichnung IS bewegt haben, bewegen sie sich jetzt unter anderen Namen. Einige Länder haben sich bereits offen zur Verbindung zwischen dem IS und dem türkischen Staat geäußert, aber die Realität geht noch darüber hinaus.“
Syrien ist ein Mosaik
Das größte Hindernis für eine Lösung der Syrien-Krise stellt für die PYD-Vorsitzende die Türkei dar: „Alle Bemühungen des türkischen Staates sind darauf ausgerichtet, die Konflikte in Syrien zu verschärfen. Das syrische Regime sollte die Errungenschaften der QSD in Nord- und Ostsyrien anerkennen. Es ist syrisches Gebiet, das von der IS-Besatzung befreit worden ist. Die Gedankenwelt des syrischen Regimes ist monistisch, Syrien ist jedoch ein Mosaik. Das Regime sollte zulassen, dass ein demokratisches Syrien aufgebaut wird.“