Auf ständiger Flucht vor der türkischen Invasion

Die Familie Mihemed aus Bab ist auf ständiger Flucht vor den türkischen Besatzungstruppen. Von Bab ging die Familie nach Efrîn, von dort nach Şehba und ist jetzt in Minbic von einer weiteren Invasion bedroht.

Im langjährigen Krieg in Syrien haben unzählige menschliche Dramen stattgefunden. Hunderttausende Menschen sind aus dem Land geflüchtet. Ein großer Teil hat jedoch auch im Inland nach Zuflucht gesucht. Eines der sicheren Gebiete in Syrien war Efrîn, bis vor einem Jahr die türkische Invasion begann und die türkische Luftwaffe den Dschihadisten den Weg freigebombt hat.

Das Schicksal der Familie Mihemed aus Bab ist eines dieser Dramen, die sich in Syrien abspielen. Es begann mit der Besatzung der nordsyrischen Provinz durch den türkischen Staat. Die zehnköpfige Familie musste flüchten und ließ sich in dem damals noch sicheren Efrîn nieder. Als die türkisch-dschihadistischen Truppen in Efrîn einfielen, machte sich die Familie erneut auf den Weg und ging nach Şehba. Dort verbrachte sie einige Zeit in verschiedenen provisorischen Behausungen und fand schließlich Unterkunft in einem Viertel im Norden von Minbic (Manbidsch).

Gewissenlose Ungeheuer

Der 58-jährige Familienvater Hozan Mihemed kann über die Behauptungen aus türkischen Regierungskreisen zur vermeintlichen Sicherheit in den von der Türkei besetzten Gebieten nur müde lachen. Die vom türkischen Staat eingesetzten dschihadistischen Gruppierungen seien „gewissenlose Ungeheuer“, sagt er. „In allen Gebieten, die von der türkischen Armee und ihren dschihadistischen Söldnern besetzt worden sind, herrschen Mord und Totschlag. Die Zivilbevölkerung wird auf jede erdenkliche Weise terrorisiert, die Menschen werden zwecks Lösegelderpressung verschleppt“, so Mihemed. „Erdoğan spricht davon, dass er Syrien vom Terrorismus befreien will, damit die syrischen Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren können. Jetzt will er auch noch Minbic besetzen. Und was soll mit den Menschen passieren, die hier Zuflucht gesucht haben? Sollen wir ein weiteres Mal flüchten und alles der Türkei und den Dschihadisten überlassen?“

Wir werden dem türkischen Staat niemals verzeihen

Hozan Mihemed und seine Frau Hemide Ebdo wollen nicht mehr flüchten. „Dieses Mal werden wir Widerstand leisten“, sagt Mihemed, „Eine Neuauflage des osmanischen Reichs werden wir nicht akzeptieren.“ Hemide Ebdo fügt hinzu: „Unser bisheriger Fluchtweg war sehr schwer und anstrengend. Wir sind dabei auf immer neue Schwierigkeiten gestoßen. Vor der türkischen Besatzung haben wir in Ruhe und Sicherheit im Dorf gelebt und auf unseren Feldern gearbeitet. Dann kam die türkische Besatzung und mit ihr die Plünderungen. Das werden wir dem türkischen Staat niemals verzeihen.“