Bei einem Einsatz der Sicherheitsbehörde Asayîş und Koalitionstruppen sind im Osten Syriens zwei mutmaßliche Mitglieder der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) festgesetzt worden. Wie ein Sprecher am Samstag mitteilte, werden die Männer beschuldigt, an Anschlägen gegen militärische Verbände im Großraum von Deir ez-Zor beteiligt gewesen zu sein und Schläferzellen mit Kriegsmitteln versorgt zu haben. Die bisher geführten Ermittlungen und bei der Festnahme sichergestellte Dokumente sowie Waffen, Munition und Sprengsätze hätten den Verdacht bekräftigt. Die Beschuldigten werden nach Abschluss der Ermittlungen der Justiz der Autonomen Administration von Nord- und Ostsyrien übergeben und müssen sich auf einen Prozess vor dem Volksgericht einstellen, hieß es.
Die Festnahme der IS-Verdächtigen fand am Freitag in einer nicht näher bezeichneten Region nördlich von Deir ez-Zor statt und wurde von der Asayîş-Spezialeinheit HAT mit Unterstützung der US-geführten internationalen Anti-IS-Koalition durchgeführt. Die Asayîş ist die Behörde der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien für innere Sicherheit und agiert als Einrichtung auf dem Gebiet des Bevölkerungsschutzes. Sie wird von der internationalen Anti-IS-Koalition, der auch Deutschland angehört, unterstützt, um die Stabilität und Sicherheit in der Region zu gewährleisten.
Bei dem Einsatz in Deir ez-Zor handelt es sich um die zweite größere Operation gegen den IS binnen einer Woche. Bereits am letzten Samstag nahm eine HAT-Einheit in der Region mit Unterstützung der Koalition einen IS-Terroristen fest. Bei dem Mann handelt es sich um den „IS-Emir“ Khaled Hassan al-Salloum alias Abu Fatima al-Shaiti, der als Finanzverantwortlicher der Terrorgruppe in Deir ez-Zor galt und eine der gefährlichsten Schläferzellen in der Region anführte. Er zählt zu den frühen Mitgliedern des IS-Pseudostaates und tauchte bereits vor zehn Jahren in mehreren Hinrichtungsvideos der Dschihadistenmiliz auf.
Khaled Hassan al-Salloum © Asayîş
USA warnen vor Wiederaufleben des IS
Derweil warnen die USA angesichts einer Zunahme von Angriffen des IS in Syrien und dem Irak vor einem erneuten Erstarken der Terroristen. Von Januar bis Juni habe die Miliz in beiden Ländern 153 Angriffe für sich beansprucht, teilte das zuständige regionale Zentralkommando der US-Streitkräfte am Dienstag mit. Halte dieser Trend an, werde der IS am Ende des laufenden Jahres mehr als doppelt so viele Angriffe durchgeführt haben wie 2023.
Die Zunahme der Attacken deute darauf hin, dass der IS versuche, „sich nach mehreren Jahren verringerter Schlagkraft neu zu formieren“. Um dem entgegenzuwirken, hätten die USA gemeinsam mit ihren Partnern, den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) und den irakischen Sicherheitskräften, zahlreiche Einsätze zur Bekämpfung der Miliz durchgeführt. So hätten allein in Syrien im bisherigen Jahr 59 Einsätze zur Bekämpfung der Gruppierung stattgefunden. Dabei seien 14 IS-Söldner getötet und 92 festgenommen worden, so die US-Streitkräfte. Im Irak seien bei 37 Operationen mit Verbündeten 30 IS-Mitglieder getötet und 74 festgenommen worden. Insgesamt seien zudem acht hochrangige Führungspersonen inhaftiert worden.
Rückführung von IS-Angehörigen in Heimatländer
Das Regionalkommando im Nahen Osten geht davon aus, dass sich insgesamt noch rund 2.500 IS-Terroristen in beiden Ländern aufhalten. Ihre fortgesetzte Verfolgung sei ein entscheidender Faktor für die dauerhafte Niederschlagung der Gruppierung, heißt es. Ebenso wichtig seien die laufenden internationalen Bemühungen zur Rückführung von über 9.000 IS-Häftlingen in Haftanstalten in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sowie die Rückführung, Rehabilitation und Wiedereingliederung von über 43.000 Einzelpersonen und Familien aus den Auffanglagern Hol und Roj. „Wir konzentrieren unsere Bemühungen weiterhin darauf, gezielt jene IS-Mitglieder ins Visier zu nehmen, die externe Operationen außerhalb des Irak und Syriens durchführen wollen, sowie jene IS-Mitglieder, die versuchen, inhaftierte IS-Mitglieder zu befreien, um ihre Kräfte wiederherzustellen“, sagte General Michael Erik Kurilla, Kommandeur des United States Central Command.
Foto: Asayîş-Operation gegen den IS in Camp Hol im Februar 2024 © ANHA