Der Kampf um Kobanê ist ein Symbol der Revolution von Rojava. Einen ganz besonderen Platz in diesem Kampf nahm Apê (Onkel) Nemir ein. Nach dem Überfall auf die nordsyrische Stadt leistete Apê Nemir an der Seite von Kämpferinnen und Kämpfern der YPG und YPJ Widerstand gegen die Banden des sogenannten Islamischen Staates (IS). Deshalb wollten wir mit ihm am Jahrestag der Befreiung durch die Straßen von Kobanê ziehen, in denen er vor vier Jahren gekämpft hat.
Wir erreichen eine Stellung, an der Apê Nemir gegen den IS kämpfte. Ob ihn seine Neugier nicht schon früher an diesen Ort zurückkehren ließ, frage ich ihn. Er antwortet mir: „Es sind gemischte Gefühle, die ich hier empfinde. Wenn ich herkomme, muss ich an meine gefallenen Freundinnen und Freunde denken, mit denen ich Schulter an Schulter gekämpft habe. Dann verspüre ich tiefe Trauer“.
Nach einem Moment der Stille sagt Apê Nemir: „Dies ist die Stelle, an der die Freundin Nefel kämpfte. Später ging sie an die Ostfront, wo sie fiel. Als wir gemeinsam kämpften, fragten mich alle, ob sie meine Tochter sei. Heval Nefel kam aus Bakur (Nordkurdistan). Sie war für mich eine Quelle der Kraft und Moral“.
Kinder von Kobanê lassen alle Schwierigkeiten vergessen
Nur durch die YPG/YPJ und Kämpferinnen und Kämpfer wie Apê Nemir konnte der IS, der eine Bedrohung für die gesamte Welt darstellt, in Kobanê besiegt werden. Vier Jahre später haben in der Stadt große Entwicklungen stattgefunden. Doch in diesen Tagen bemüht sich der türkische Staat die Regionen, die einst von Kämpfer*innen wie Apê Nemir befreit wurden, zu besetzen. Bei unserem Spaziergang durch die Straßen von Kobanê begegnen wir immer wieder den Kindern der Stadt. „Diese spielenden Kinder lassen mich alle Schwierigkeiten von damals vergessen“, sagt Apê Nemir.
Apê Nemir ist nur einer von Millionen patriotischer Kurdinnen und Kurden, die einen starken Willen haben. Während wir den Worten dieses Mannes aus Kobanê lauschen, wird uns bewusst, in welchem Ausmaß Apê Nemir Widerstand gegen den IS leistete. Nach einem Beschuss der Terrorbanden verletzte er sich an einer Hand. „Wäre sie die alte, stünde ich wie früher an meiner Stellung“, sagt Apê Nemir.