Alternative zu den Gerichten: Die Versöhnungskomitees

Mit dem Beginn der Revolution von Rojava wurde die Lösung vieler gesellschaftlicher Probleme erreicht. Insbesondere die oft seit Jahren andauernden Blutfehden in der Region wurden eine nach der anderen durch Versöhnungskomitees beendet.

In der Vergangenheit haben Blutfehden und Familienstreitigkeiten die Beziehungen innerhalb der Gesellschaft negativ beeinflusst. Der syrische Staat hatte die Konflikte zwischen Familien und Stämmen immer wieder zu seinem eigenen Vorteil vertieft.

Mit dem Beginn der Revolution in Rojava wurden Friedenskomitees gegründet, in denen einflussreiche Personen aus der Gesellschaft vertreten waren. Gerichte waren oft unfähig oder nicht bereit, die auftretenden Konflikte wirklich zu lösen, auch unter dem Aspekt, dass die Tat auf den Täter reduziert wird und das Umfeld außer Acht gelassen wird. Die Versöhnungskomitees legen stattdessen den Schwerpunkt auf eine Vermittlung zwischen den Konfliktparteien und nicht auf eine exemplarische Bestrafung. Diese Methode scheint, wie folgende Beispiele zeigen, wirksam zu sein:

Eine 27 Jahre andauernde Fehde wurde beendet

Die Blutfehde im Dorf Xizêne in Kobanê ist im Kanton allgemein bekannt. Es ist eine der ältesten Fehden in der Gegend. 1989 war es zum Streit zwischen der Familie Bilo und dem Stamm der Kêtikane gekommen. Im Rahmen der seit 27 Jahren andauernden Blutfehde kam es zu acht Morden und etlichen Verletzten. Kurdischen Stammesführer hatten vergeblich versucht, beide Seiten zu versöhnen. Dieser Prozess war jedoch vom syrischen Staat behindert worden, der den Konflikt sogar noch vertiefte. Das Versöhnungskomitee des Kantons Kobanê, Mitglieder von TEV-DEM und der Demokratisch-Autonomen Selbstverwaltung konnten den Konflikt vor etwa einem Jahr friedlich beenden.

Vor zwölf Jahren war es im Dorf Qeremox zwischen der Familie von Xelef Salih und der Familie Mehyedin Çemo aus dem Dorf Elişar zum Streit gekommen. Das Versöhnungskomitee des Kantons Kobanê und einflussreiche Personen aus Girê Spî arbeiteten zwei Jahre an einer Lösung und konnten schließlich einen Frieden zwischen beiden Familien erwirken.

In Kobanê war es an der Azad-Schule zum Streit zwischen Alaidin Neiman und Mehmud Cuma gekommen, wobei Cuma von Meiman getötet wurde. Das Versöhnungskomitee intervenierte und die Vertreter der Familien der Gefallenen, von TEV-DEM und der Autonomen Selbstverwaltung trafen sich mit beiden Familien, verhinderten so eine weitere Eskalation und sorgten durch die Betrachtung der hinter dem Konflikt liegenden Probleme für eine friedliche Einigung.

In Kobanê wurde eine Vielzahl solcher Versöhnungskomitees gegründet und viele Blutfehden wurden ohne Gericht gelöst.