Aldar Xelîl: Wir halten trotz Inflation an Syrischer Lira fest

Im Vorfeld des US-Sanktionsgesetzes gegen Syrien verschärfen sich Inflation und Wirtschaftskrise. Aldar Xelîl (PYD) erklärt, die Selbstverwaltung sei nicht bereit, auf eine andere Währung umzusteigen.

Im Vorfeld der Verschärfung der Sanktionen gegen Syrien durch das sogenannte Caesar-Gesetz der USA explodiert die Inflation in Syrien. Der Caesar-Act bedeutet eine massive Verschärfung der Sanktionen gegen das syrische Regime und macht einen Wiederaufbau des Landes de facto unmöglich. Die Sanktionen richten sich nicht nur gegen Verantwortliche für Folter und Regimefunktionäre, sondern gegen alle, die wie auch immer geartet die Regierung in Damaskus „unterstützen“. Damit sind nicht nur der Iran und Russland im Fokus der Sanktionen, sondern auch jedes Unternehmen, das Aufträge für irgendeine Form des Wiederaufbaus annimmt.

Bereits jetzt 200 Prozent Inflation

Die Syrische Lira hat seit Anfang des Jahres um 200 Prozent an Wert gegenüber dem Dollar verloren. Es wird erwartet, dass die Inflation mit dem Inkrafttreten des neuen Sanktionspakets am 17. Juni weiter eskaliert und die Preise deutlich steigen.

Türkei benutzt Caesar-Act für Annexionspläne

Schon vor dieser ökonomischen Eskalation hat der türkische Staat in den von ihm besetzten Gebieten zwangsweise die Türkische Lira eingeführt. Die Region Azaz war im vergangenen Jahr das erste Gebiet, in der mit der Einführung der TL experimentiert wurde. Es folgten Cerablus, Bab und Efrîn. Unter dem Vorwand der Syriensanktionen ist nun dort die Benutzung der TL obligatorisch geworden. Für die Gebiete um Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) wurde ebenfalls die Einführung türkischer Währung angekündigt.

Inflation betrifft auch selbstverwaltete Regionen

Der Wertverlust der Syrischen Lira hat auch die Ökonomie der selbstverwalteten Gebiete in Nordsyrien negativ beeinträchtigt. Die Selbstverwaltung versucht mit dem Einfrieren von Preisen für Grundnahrungsmittel, dem entgegen zu wirken. Am Donnerstag sprach das Mitglied des Ko-Vorstandsrats der Partei der Demokratischen Einheit (PYD), Aldar Xelîl mit Ronahî TV über diese Problematik. Er sagte: „Sie behaupten, dass das Gesetz nur die Gebiete, die der Iran, das Regime und Russland kontrollieren betrifft. Aber faktisch ist es nicht so. All diese Gebiete sind weiterhin voneinander abhängig. Nachdem das Gesetz herauskam, führte der türkische Staat seine Währung in den von ihm besetzten Gebieten ein. Sie sagen, schaut, die Syrische Lira verliert an Wert und benutzen das als Vorwand, um die Türkische Lira durchzusetzen.

Wir haben nicht die Absicht, uns von Syrien zu trennen“

Die Situation in unserer Region ist anders. Wir benutzen die Syrische Lira. Wir haben nicht die Absicht, uns von Syrien zu trennen. Wir haben auch nicht den Plan, eine neue Währung einzuführen. Das Caesar-Gesetz sieht vor, dass wir entweder die Türkische Lira, den Irakischen Dinar oder den Dollar benutzen. Das sind alles problematische Optionen. Die Türkische Lira akzeptieren wir auf keinen Fall. Damit wollen wir nichts zu tun haben. Der Irak ist ein anderes Land, und das bringt Probleme mit sich. Wenn wir eine andere Währung, sagen wir den Dollar benutzen, dann brauchen wir ein zentralisiertes Banksystem, eine Börse und solche Dinge. Das wäre außerdem eine politische Entscheidung. Wir sind Teil dieses Landes und so etwas befindet sich nicht auf unserer Agenda.“