„Überall ist Rojava – Überall ist Widerstand“

Anlässlich des Welt-Rojava-Tages haben Tausende Menschen in Nord- und Ostsyrien gegen die völkerrechtswidrige Invasion der Türkei protestiert. Die zentrale Parole lautete: „Überall ist Rojava – Überall ist Widerstand“.

Am 9. Oktober hat der Nato-Partner Türkei gemeinsam mit seiner dschihadistischen Proxy-Armee mit seiner von langer Hand vorbereiteten völkerrechtswidrigen Invasion gegen die selbstverwalteten Gebiete Nordsyriens begonnen. Die Kampagne #RiseUp4Rojava rief daraufhin zu einem weltweiten „World Resistance Day for Rojava” am heutigen 2. November auf. Überall auf der Welt gingen anlässlich in Solidarität mit dem Widerstand gegen die Besatzung der unter großen Anstrengungen vom sogenannten IS befreiten Gebiete in Nordsyrien unzählige Menschen auf die Straße – auch in Rojava.

Til Temir

Der Demonstrationsmarathon begann im Distrikt Til Temir (Tell Tamer) nördlich der Kantonshauptstadt Hesekê. Die Ortschaft ist christliches Siedlungsgebiet und derzeit schwer umkämpft. Bereits früh morgens versammelten sich die kurdischen, arabischen, assyrischen und aramäischen Bewohner*innen vor dem Sitz des Gefallenenrates. Unter einem Fahnenmehr aus Flaggen der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) und Bildern der Gefallenen, die bei der Verteidigung von Rojava ihr Leben ließen, zog der Marsch durch den Distrikt.

Immer wieder hallte es „Alle zusammen gegen den Faschismus“ und „Widerstand ist Leben“. Beendet wurde die Demonstration am zentralen Verkehrsknotenpunkt Şehîd Kendal, wo eine Abschlusskundgebung stattfand. Abdulrahman Hasan, der Ko-Vorsitzende des Rates von Til Temir, hielt eine Ansprache. Der Politiker sprach die Ähnlichkeiten des derzeitigen Widerstands mit dem Kampf um Kobanê an und erklärte: „Kobanê hat die Pläne der Hegemonialmächte und der Diktatoren auf den Kopf gestellt. Er hat bewiesen, dass die Widerstandskraft der Völker Nord- und Ostsyriens die Welt verändern kann. Unsere Revolution hat sich zu einem globalen Vorbild entwickelt. Lasst uns gemeinsam die Kampfeslinie stärken, um den Faschismus zu zerschlagen.“

Raqqa

In Raqqa zogen ebenfalls viele Menschen auf die Straße, um ihre Wut gegenüber den invasiven Angriffen auf Rojava kundzutun. Eine Menschenmenge, die sich gegenüber der Feuerwehr versammelt hatte, zog kraftvoll über die Hauptstraße Richtung Panorama-Platz. Der Ort ist beladen mit Symbolik, hatte der sogenannte „Islamischer Staat“ (IS) dort in Massengräbern im nahegelegenen Panorama-Park hunderte Opfer des Terrors in Massengräbern verscharrt. In Redebeiträgen wurde der Widerstand der QSD begrüßt und der Angriff auf das Projekt einer demokratischen Nation scharf verurteilt. Die Vereinten Nationen wurden aufgefordert, die neoosmanischen Expansionspläne des türkischen Staates zu stoppen.

Deir ez-Zor

Auch in der ostsyrischen Region Deir ez-Zor fand eine Demonstration statt. Hier beteiligten sich vor allem Repräsentanten und Mitglieder der arabischen Stämme an dem Protest.

Hesekê

In der Stadt Hesekê, in der die verschiedenen Ethnien und Religionen friedlich zusammenleben und das für Syrien typische Mosaik widerspiegeln, beteiligten sich tausende Menschen an einer großen Demonstration. Nach einer kurzen Auftaktkundgebung im Stadtteil Mifti zog der Protestzug hinter einem Fronttransparent mit der Aufschrift „Überall ist Rojava, überall ist Widerstand“ und Fahnen der QSD, YPG und YPJ zum Platz der Gefallenen. Dort wurden die Demonstrant*innen von Ayşe Hiso, der Ko-Vorsitzenden der PYD begrüßt. Mit einer Rede leitete die Politikerin die Abschlusskundgebung ein und erklärte zunächst, dass die Syrienkrise nicht gelöst werden kann, solange die Selbstverwaltung von den Gesprächen ausgeschlossen bleibt. Anschließend wies Hiso darauf hin, dass die Angriffe der Türkei auf Rojava unmittelbar nach dem Sieg über den IS begannen. Diese Tatsache stehe für die Hintergründe der Invasion, mehr bräuchte nicht gesagt zu werden.

Dirbêsiyê

In Dirbêsiyê (al-Darbasiyah) startete ein Protestmarsch vor der Zentrale der Revolutionären Jugendbewegung Syriens. Beteiligt waren neben Vertreter*innen zahlreicher politischer Parteien und der Zivilgesellschaft auch Repräsentanten und Führungspersönlichkeiten der arabischen Stämme. Als Oberhaupt des Shamar-Stammes sprach Hashim Suleiman al-Jerba seine Unterstützung für die QSD aus und forderte andere arabische Familienverbände in der Region auf, dem Widerstand gegen die Invasion beizustehen.

Weitere Demonstrationen anlässlich des Welt-Rojava-Tages fanden unter anderem in Hol (al-Haul) nahe des gleichnamigen Camps, Tirbêspîyê, Dêrik (al-Malikiya), Amûdê, Girkê Legê, Til Koçer, Çilaxa, Tell Brak, Minbic, Aleppo, Şehba, Şeddadê und Kobanê statt.