Şêrawa: Eingekreist zwischen Türkei und syrischem Regime

Vier Dörfer im Bezirk Şêrawa bei Efrîn sind von drei Seiten durch die türkische Besatzerarmee bedroht. Und der einzige Weg zu den Dörfern befindet sich unter der Kontrolle des syrischen Regimes.

Die Bewohner*innen der Dörfer Bircqasê, Kilote, Gundê Mezin und Başemrê haben es aktuell nicht einfach. Denn sie gehören alle dem Bezirk Şêrawa bei Efrîn an und befinden sich praktisch unter Belagerungszustand der türkischen Armee und der türkeitreuen islamistischen Milizen. Lediglich ein Weg führt derzeit aus Şêrawa heraus, und dieser liegt im Osten in Richtung der Orte Nubil und Zehra, die vom syrischen Regime kontrolliert werden.

Die genannten vier Dörfer werden seit 2012 in unregelmäßigen Abständen immer wieder von verschiedenen Milizengruppen attackiert. In die Bezirke, die von den Demokratischen Kräften Syriens kontrolliert werden, gelangen die Bewohner*innen lediglich durch Regimegebiete. Doch diese Straße haben die Kräfte des syrischen Regimes gegenwärtig geschlossen, weswegen die Bevölkerung der vier Dörfer unter schwierigen Bedingungen leidet.

Mahmud Mihemed vom Şêrawa-Volksrat berichtet gegenüber ANF, wie das Leben in den Dörfern unter der ständigen Bedrohungslage abläuft: „Ein Teil der Bevölkerung hier lebt von der Landwirtschaft, ein anderer Teil als Arbeiter. Viele reisen zum Arbeiten in den Libanon. Doch nun stehen die Dörfer unter Belagerung. Die Dörfer im Norden von uns werden alle von der türkischen Armee und ihren Milizen besetzt. Einige Menschen aus Efrîn haben in unseren Dörfern Zuflucht gefunden. Rund 150 Menschen aus Efrîn leben allein im Dorf Bircqasê. Auch in den anderen drei Dörfern hat eine beachtliche Zahl an Geflüchteten ein Zuhause gefunden. Unsere Gebiete grenzen an die türkisch besetzten Gebiete. An manchen Orten ist unsere Distanz zu den Besatzern weniger als ein Kilometer. Von dort werden immer wieder Raketen auf unsere Dörfer abgefeuert. Und geschieht dies, schließt das Regime sofort die Zufahrtswege nach Nubil und Zehra. Diese Straße, die einzige Luftröhre in unsere Gebiete, unterliegt vollständig der Willkür des Regimes. Sie schließen und öffnen die Straße, so wie es ihnen gerade passt. Doch wir bleiben hier und leisten bis zum Ende Widerstand."

Mihemed berichtet weiter, wie das Regime der Bevölkerung das Leben schwer macht. Um die Straße zu passieren, werde beispielsweise immer wieder von den Menschen Geld verlangt. Wenn bei den Angriffen auf die Dörfer Menschen verletzt werden, werde diesen gar der Weg zum nächsten Krankenhaus versperrt. Auch die Bedürfnisse des täglichen Lebens könne die Bevölkerung deshalb nur schwer stemmen.