Durchbruchversuche an der Nordfront
Der Militärrat von Minbic hat mehrere Durchbrüche Türkei-treuer Söldner in Dörfern an der Nordfront der Stadt abgewehrt. Wie der Mitgliedsverband der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) am Samstag meldete, versuchten Dschihadisten unter türkischem Kommando vergangene Nacht, in die Ortschaften Mahsanli (auch Al-Mohsenli), Arab Hasan und Al-Jarada einzudringen. „Die Durchbruchsversuche begannen zeitgleich und von mehreren Seiten um etwa 1:30 Uhr und wurden begleitet von Angriffen der türkischen Armee“, hieß es in der Mitteilung des Militärrats. Umgehend eingeleitete Maßnahmen mündeten in teils heftige Feuergefechte, infolge dieser eine unbekannte Zahl an Angreifern getötet oder verletzt worden sei. Nach rund drei Stunden zogen sich die Söldner wieder zurück.
Wie der Militärrat weiter mitteilte, gab es direkt im Anschluss an den Rückzug der Dschihadisten intensive Bombardierungen durch türkische Besatzungstruppen, diesmal auf die Dörfer Umm al-Julud und Awn al-Dadat, die ebenfalls nördlich des Stadtkerns von Minbic liegen. In Awn al-Dadat wurden sechs Mitglieder derselben Familie verletzt, als eine Granate in einem Wohnhaus einschlug. Bei den Opfern handelt es sich um zwei 28 und 60 Jahre alte Frauen sowie vier Kinder im Alter von drei, vier, sechs und sieben Jahren, sie werden in einem lokalen Krankenhaus behandelt. Wie schwer ihre Verletzungen sind, war zuletzt noch unklar.
Laut dem Militärrat führten die Artillerieangriffe auf Umm al-Julud und Awn al-Dadat auch an anderen Gebäuden zu Sachschaden. Nicht alle betroffenen Häuser seien direkt von Granaten getroffen worden, aber von herumfliegendem Splittern. Der Verband zählte insgesamt 115 Geschosse, die letzte Nacht in Siedlungen an der Nordfront einschlugen. Wie hoch sich der Schaden beläuft, ist nicht bekannt.
Strategische Position von Minbic
Minbic liegt 30 Kilometer südlich der türkischen Grenze und nimmt eine strategische Schlüsselposition in den Plänen der Türkei für eine Ausdehnung ihrer illegalen Besatzungszone in Nordsyrien ein. Die von der Demokratischen Selbstverwaltung der Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) administrierte Stadt liegt an der wichtigen Autobahn M4, die das nördliche Syrien wie eine Lebensader durchzieht und bereits für den IS eine strategische Versorgungsroute darstellte. Für die Verteidigung Minbics sorgt der den QSD angeschlossene Militärrat, dem auch die Enîya Kurdan (ar. Jabhat al-Akrad) und die Revolutionäre Brigade Idlib angehören. Sie wehren nahezu täglich Angriffe der Besatzer und Infiltrationen ab.
Angriffsziel für neue Invasion
Seit Minbic 2022 vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan als primäres Angriffsziel für eine neuerliche Invasion in Nord- und Ostsyrien benannt wurde, wird der Zermürbungskrieg gegen die Stadt verschärft. Regelmäßig kommt es dort zu Angriffen der türkischen Armee und verbündeter Dschihadistenmilizen sowie Infiltrierungsversuchen, die sich mit dem Ziel einer Vertreibung der Bevölkerung hauptsächlich gegen zivile Siedlungsgebiete richten. Auch Positionen der QSD werden immer wieder unter Beschuss gesetzt. Die internationale Gemeinschaft ignoriert die Verbrechen der Türkei in ihrem Nachbarland.