Niederländische Journalistin aus der Türkei ausgewiesen

Die türkische Regierung hat eine niederländische Journalistin festnehmen und abschieben lassen. Laut Behörden stelle sie ein „Risiko für die nationale Sicherheit der Türkei“ dar.

Die türkische Regierung hat eine niederländische Journalistin abgeschoben. Laut Angaben des türkischen Präsidentenberaters Fahrettin Altun sollen die Behörden in der Türkei Informationen von der niederländischen Polizei erhalten haben, wonach Ans Boersma Verbindungen zu einer Terrororganisation haben soll. Ihre Abschiebung hätte nichts mit „ihren journalistischen Aktivitäten“ zu tun, sie stelle aber ein „Risiko für die nationale Sicherheit der Türkei“ dar. Eine Bestätigung von niederländischer Seite gab es bisher noch nicht.

Ans Boersma arbeitet als freie Journalistin vor allem für das in Amsterdam ansässige niederländische Wirtschaftsblatt „Het Financieele Dagblad“. Erst vor einer Woche hatte die 31-Jährige ihre Akkreditierung und damit ihre Arbeitserlaubnis für 2019 als Journalistin in der Türkei erhalten. Mit dieser Akkreditierung müssen ausländische Journalist*innen ihre Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Bei diesem Behördengang wurde Boersma am Mittwoch in Istanbul verhaftet.

Botschaft kann nichts ausrichten

Nach Angaben von „Het Financieele Dagblad“ durfte die Journalistin nicht mehr in ihre Wohnung und musste die Nacht in Abschiebehaft verbringen. Das niederländische Generalkonsulat und auch die Botschaft waren eingeschaltet worden, konnten aber nichts ausrichten, heißt es weiter.

Am Donnerstagmorgen wurde Ans Boersma zum Istanbuler Atatürk-Flughafen gebracht. Von dort musste die Journalistin ausreisen. Laut dem Türkei-Korrespondenten von Reporter ohne Grenzen (ROG), Erol Önderoğlu, habe Boersma selbst keine offizielle Erklärung für ihre Ausweisung oder ein Ausreisedokument erhalten. Kurz vor dem Abflug twitterte die Journalistin: „Und dann ist man auf einmal im Flugzeug zurück in die Niederlande und zur unerwünschten Person erklärt“. Das türkische Online-Portal Diken berichtete, gegen die Journalistin sei zudem eine Einreisesperre für sechs Jahre verhängt worden.

Seit dem Putschversuch vom Juli 2016 hat die türkische Regierung viele Journalist*innen festgenommen und Medienanstalten geschlossen. Laut Reporter ohne Grenzen und anderen Medienrechtsgruppen gehört das Land zu denen mit den meisten inhaftierten Journalist*innen weltweit.