Kurdischsprachige Presse wird 121
Heute vor 121 Jahren erschien mit der Zeitung „Kurdistan“ die erste kurdischsprachige Zeitung der Welt. Sie wurde zum ersten Mal am 22. April 1898 von Exilkurd*innen in Kairo herausgegeben.
Heute vor 121 Jahren erschien mit der Zeitung „Kurdistan“ die erste kurdischsprachige Zeitung der Welt. Sie wurde zum ersten Mal am 22. April 1898 von Exilkurd*innen in Kairo herausgegeben.
Heute vor genau 121 Jahren erschien mit der Zeitung „Kurdistan“ die erste kurdischsprachige Zeitung der Welt. Sie wurde zum ersten Mal am 22. April 1898 von Mikdad Midhat Bedirxan, der aus der Adelsfamilie der Bedirxans stammt, herausgegeben. Die Familie diente als Vasallen des Osmanischen Reiches, sein Vater Bedirxan Beg, Fürst von Botan, lehnte sich 1847 gegen seine Oberherren auf, wurde jedoch besiegt und nach Kreta ins Exil geschickt.
Mikdad Midhat Bedirxan ging nach Ägypten. In Kairo gründete er mit weiteren Exilkurd*innen die Zeitung „Kurdistan“. Am 30. April 1898 - also acht Tage nach der 1. Ausgabe - wurde bereits der Export der 2. Ausgabe der kurdischen Zeitung ins Osmanische Reich von Sultan Abdülhamid II. verboten.
Die Zeitung bestand aus vier Seiten und erschien unregelmäßig. Die erste Auflage lag bei 2000 Stück. Die ersten fünf Ausgaben wurden in Kairo veröffentlicht, aufgrund der politischen Situation in Ägypten musste die Zeitung in die Schweiz emigrieren. Die Ausgaben 6-19 erschienen deshalb in Genf, die Ausgaben 20-23 in London, die Ausgaben 24-29 in Folkestone. Mit Ausgabe 30 und 31 erschienen die beiden letzten Ausgaben erneut in Genf. 1902 wurde die Zeitung nach insgesamt 31 Ausgaben eingestellt.
Als Herausgeber der Zeitung schrieb Miqdad Midhat Bedirxan im Editorial der Zeitung: „Sie (die Kurden) sind sich nicht bewusst, was in der Welt und in ihrer Nachbarschaft passiert. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht diese Zeitung - so Gott will - alle 15 Tage zu veröffentlichen. Ich habe sie ‚Kurdistan‘ genannt. Ich hebe die Bedeutung der Bildung und Wissenschaft hervor. Wo es auch immer bedeutende Schulen und Institutionen gibt, werde ich den Kurden davon berichten. Ich werde den Kurden auch über die Kriege, die stattfinden, berichten, ebenso über die Taten der großen imperialistischen Mächte, wie sie kämpfen und wie sie handeln. Niemand veröffentlichte (zuvor) eine Zeitung wie diese, daher ist diese Zeitung ein Bahnbrecher.“
In „Kurdistan“ erschienen die Artikel sowohl in Kurmancî als auch in Osmanisch. Anfangs bestand die Absicht der Herausgeber darin, Kurdinnen und Kurden Wissen über Bildung und Kultur zu vermitteln. In einem Artikel stellte Miqdad Midhad Bedirxan seine Absicht für die Herausgabe der Zeitung wie folgt dar: „Ich, als angesehenes Mitglied der kurdischen Elite, habe diese Zeitung veröffentlicht, gemäß eines Befehls des Propheten ‚Ihr als Hirten seid verantwortlich für eure Herde’, um meine Pflicht zu erfüllen, in der Hoffnung die Kurden in Bildung und Wissenschaft zu unterrichten und ihr Bewusstsein zu einem modernen Niveau zu erhöhen”.
Doch die Zeitung wandte sich auch gegen die Autokratie Sultan Abdülhamids II. und verteidigte liberal-demokratische Ansätze. So beschuldigten die Herausgeber den Sultan, durch die Einrichtung der Hamidiye-Regimenter [von Abdülhamid II. gegründete paramilitärische Truppen, die teilweise aus kurdischen Stämmen zusammengesetzt waren. Die Hamidiye-Regimenter kamen als Ergänzung der Armee bei der Bekämpfung von Aufständen in den kurdisch-armenischen Regionen zum Einsatz und beteiligten sich unter anderem am Genozid an den Armeniern. Anm. d. Red.] Zwietracht unter den Kurden gesät und sie gegen die Armenier aufgehetzt zu haben. Die in den Spalten der Zeitung beklagte Rückständigkeit Kurdistans wollte man vor allem durch Bildung bekämpfen. Dazu gehörte das Wissen um kurdische Geschichte und Kultur, das der Herausbildung eines Patriotismus „unter dem tapfersten und klügsten der orientalischen Völker” dienen sollte.
Im Untertitel der Zeitung stand geschrieben: „Zeitung in kurdischer Sprache. Zur (Wieder)erweckung der Kurden und zur Förderung des Studiums der Künste”. Das Epos „Mem û Zîn”, Hauptwerk des kurdischen Dichters Ehmedê Xanî, das mit der Zeit als einer der wichtigsten Bausteine nationaler Bewusstseinswerdung Berühmtheit erlangte, wurde in Fortsetzungen abgedruckt.
In Deutschland hat die Stadtbibliothek von Marburg mit Ausnahme von fünf Ausgaben originale Exemplare der Zeitung. Der Schriftsteller Mehmed Emin Bozarslan transkribierte die Zeitung in das lateinische Alphabet und veröffentlichte sie 1991 in zwei Sammelbänden. Zwei Jahrzehnte zuvor übertrug Bozarslan bereits „Mem û Zîn” aus dem Kurdischen mit arabischen Lettern ins Kurdische mit lateinischen Lettern. Zusätzlich übersetzte er das Buch noch ins Türkische.
Weitere herausgegebene Zeitungen und Zeitschriften der Bedirxan-Familie waren „Hawar” (Damaskus, 1932), „Ronahî” (Damaskus, 1942) und „Roja Nû” (Beirut, 1943).
Heute wird der 22. April als „Tag der kurdischen Journalist*innen” begangen.
Erste Seite der 2. Kurdistan-Ausgabe