Journalistin Nazila Maroofian auf Kaution freigelassen

Die kurdische Journalistin Nazila Maroofian ist auf Kaution aus der Haft entlassen worden. Seit dem 30. August saß die 23-Jährige im berüchtigten Evin-Gefängnis in Irans Hauptstadt Teheran. Am vorletzten Freitag trat sie in einen Hungerstreik.

Die kurdische Journalistin Nazila Maroofian ist nach rund anderthalb Wochen Haft auf Kaution freigelassen worden. Menschenrechtsgruppen berichteten davon gestern auf „X“ (ehemals Twitter), sie selbst meldete sich am Sonntag auf dem Kurznachrichtendienst zu Wort und bedankte sich bei ihren Unterstützenden für die ihr entgegengebrachte Solidarität. Vor einer Woche hatte das Kurdistan Human Rights Network (KHRN) unter Berufung auf ihr Umfeld verkündet, dass die 23-Jährige in einen Hungerstreik getreten sei.

Seit dem 30. August befand sich Maroofian im Evin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt Teheran. In einer Audiobotschaft aus dem Frauentrakt der berüchtigten Vollzugsanstalt berichtete sie von körperlicher Gewalt und sexualisierten Übergriffen bei ihrer Festnahme. In der Botschaft wies sie zudem darauf hin, dass ihr Hungerstreik nicht nur als Protest gegen ihre eigene Verhaftung zu verstehen sei, sondern als Protest für „all die Gefangenen, denen physische und psychische Gewalt in Gefängnissen und Polizeistationen angetan wurde sowie allen Frauen in Iran, die diese schrecklichen Umstände aushalten müssen“. „Ich befinde mich im Hungerstreik für alle unterdrückten Frauen Irans“, erklärte Maroofian. Festgenommen war sie bei einer gewalttätigen Razzia in ihrer Teheraner Wohnung – offiziell wegen „unmoralischen Postings“.

Es war die vierte Verhaftung Maroofians innerhalb eines Jahres. Erstmals ins Gefängnis kam sie im vergangenen Oktober – wegen ihrer Berichterstattung zum Tod von Jina Mahsa Amini. Die 22-jährige Kurdin war im September 2022 in Gewahrsam der iranischen Sittenpolizei Opfer eines staatlichen Femizids geworden. An ihrem Tod hatte sich die bis heute andauernde „Jin, Jiyan, Azadî“-Revolution entzündet – die bislang größte Bedrohung des iranischen Regimes seit dessen Bestehen. Im Januar wurde Maroofian aufgrund eines Interviews, dass sie mit Aminis Vater geführt hatte, wegen „Propaganda gegen den Staat“ zu zwei Jahren Haft verurteilt. Kurz zuvor hatte sie das Gefängnis auf Kaution verlassen.

Im Juli wurde Maroofian erneut inhaftiert, unter anderem, weil sie über Fälle von sexuellen Übergriffen auf weibliche Häftlinge in Iran geschrieben hatte. Mitte August landete sie erneut hinter Gittern, diesmal in Waramin und gerade einmal 24 Stunden nach ihrer Haftentlassung. Maroofian, die wie Jina Mahsa Amini aus Seqiz in Ostkurdistan stammt und neben ihrem Studium an der Teheraner Allameh-Tabatabai-Universität für die Medienplattform Rouydad 24 arbeitet, gilt als besonders kritisch. So hatte sie nach ihren jüngsten Freilassungen mehrfach Fotos in sozialen Netzwerken veröffentlicht, die sie ohne das obligatorische Kopftuch zeigen. Nach Angaben des KHNR habe sie deshalb wiederholt Drohanrufe von Beamten des iranischen Geheimdienstministeriums erhalten, die sie aufgefordert hätten, ihre Aktivitäten in sozialen Netzwerken einzustellen.

Zweite Haftstrafe und weiteres Verfahren

Am Sonntag vor einer Woche wurde Maroofian erneut zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Die berüchtigte Abteilung 26 des Revolutionsgerichts Teheran verurteilte sie wegen angeblicher Verbreitung von „Propaganda gegen den Staat“ und „Verschwörung zur Störung der nationalen Sicherheit“ zu einem Jahr Gefängnis und der Zahlung von umgerechnet etwa 280 Euro. Ein weiteres Verfahren gegen Maroofian ist bei der Staatsanwaltschaft des Evin-Gefängnisses anhängig. Die Hintergründe sind nicht bekannt, dürften dem KHNR zufolge jedoch mit den von der Journalistin erhobenen Gewaltvorwürfen zusammenhängen.