Journalistenprozesse in der Türkei
Journalismus ist ein gefährlicher Beruf in der Türkei. Morgen steht die MA-Korrespondentin Seda Taşkın erneut vor Gericht. Gegen den DIHA-Korrespondenten Gökhan Öner ist Anklage erhoben worden.
Journalismus ist ein gefährlicher Beruf in der Türkei. Morgen steht die MA-Korrespondentin Seda Taşkın erneut vor Gericht. Gegen den DIHA-Korrespondenten Gökhan Öner ist Anklage erhoben worden.
Knapp 200 Journalistinnen und Journalisten befinden sich in der Türkei im Gefängnis, darunter auch Seda Taşkın und Gökhan Öner.
Seda Taşkın, eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur Mezopotamya Ajansı (MA), wurde im Januar wegen „Organisationsmitgliedschaft und -propaganda“ verhaftet und befindet sich seitdem im Frauengefängnis von Sincan. Morgen findet in Muş der zweite Verhandlungstag im Prozess gegen sie statt. Ihr werden Telefongespräche mit Informationsquellen, von ihr verfasste Artikel und Beiträge in den sozialen Medien zur Last gelegt. Ihre Rechtsanwältin Gulan Çağın Kaleli teilt zum morgigen Verhandlungstag mit, dass keine neuen Beweise gegen ihre Mandantin vorliegen und sie erneut die Freilassung der Journalistin beantragen werde: „In diesem Prozess geht es nicht um vermeintliche Straftaten, die meine Mandantin begangen haben soll, sondern um die Mission der Nachrichtenagentur, für die sie tätig war.“
Dieselben Vorwürfe – Mitgliedschaft und Propaganda für eine terroristische Organisation – werden auch gegen den Journalisten Gökhan Öner erhoben. Der Korrespondent der per Notstandsdekret verbotenen Nachrichtenagentur DIHA ist am 28. April in Denizli verhaftet worden. Jetzt wurde Anklage gegen ihn erhoben. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Haftstrafe zwischen zehn und zwanzig Jahren für ihn. Als Beweise werden unter anderem Aussagen verdeckter Zeugen herangezogen.