Grüner Hosenanzug als Beweis für PKK-Mitgliedschaft

Die Journalistin Ronya Esra Şeran ist als „verdächtige Person“ in Riha festgenommen worden. In der Anklageschrift gegen sie wird ihr grüner Hosenanzug als PKK-Uniform bezeichnet.

Ronya Esra Şeran ist bei einem Ausflug am 29. August als „verdächtige Person“ in der nordkurdischen Provinz Riha (Urfa) festgenommen worden. Sieben Tage wurde die Journalistin bei der Polizei festgehalten und schließlich mit Meldeauflagen wieder freigelassen. Ein Strafgericht in Riha klagte sie wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung an. Die erste Verhandlung im Prozess gegen sie findet am 11. Dezember statt.

In der Anklageschrift finden sich Ausschnitte aus verschiedenen über Messenger, Skype und Whatsapp geführten Unterhaltungen. Die Aussage „Ich möchte in Kurdistan leben“ wird als Straftatbestand aufgeführt. Ein weiteres Beweismittel gegen die Journalistin ist der grüne Hosenanzug, in dem sie im Sommer festgenommen wurde. Dabei handele es sich um die „angebliche Uniform der Terrororganisation PKK/KCK“, so die Staatsanwaltschaft.

Ihre Bekleidung bei ihrem Ausflug nach Riha war auch der Grund für ihre Festnahme, erklärte Şeran gegenüber der Nachrichtenagentur MA. Die Polizei warf ihr außerdem vor, mit einem verheirateten Mann Kaffee getrunken zu haben. „Ich habe ein weiteres Mal die Erfahrung gemacht, dass die in der Verfassung verankerten Rechte auf Bewegungs- und Meinungsfreiheit für Frauen und Kurdinnen keine Gültigkeit haben. In den Augen des Staates kann eine Kurdin nicht einfach einen Ausflug machen. Als Kurdin darf ich auch die Gegend, die überwiegend von Kurden bewohnt wird, nicht Kurdistan nennen“, so Ronya Esra Şeran, die ihre Tätigkeit als Journalistin aufgrund der in der Türkei herrschenden Zensur inzwischen aufgegeben hat.