Ankara: Mob versucht bei Sputnik-Mitarbeitern einzubrechen

Ein rassistischer Mob hat in Ankara versucht, in die Wohnungen von Mitarbeitern der russischen Nachrichtenagentur Sputnik zu gelangen. Dabei fielen nationalistische Parolen und Drohungen. Festgenommen wurden allerdings die betroffenen Journalisten.

In der türkischen Hauptstadt Ankara versuchten Unbekannte am Samstagabend, in die Wohnungen von drei Mitarbeitern der russischen Nachrichtenagentur Sputnik einzubrechen. Dabei sollen sie nationalistische Parolen wie „Märtyrer sind unsterblich, das Vaterland ist unteilbar“ und „Die Türkei gehört den Türken” skandiert und den Journalisten Staatsverrat vorgeworfen haben, „weil sie für die Russen arbeiten”.

Nach Angaben von RT- und Sputnik-Chefredakteurin Margarita Simonjan soll es sich bei den Angreifern um drei organisierte Gruppen mit jeweils mindestens zehn Personen gehandelt haben. Während der Mob versuchte, die Wohnungstüren der Agenturmitarbeiter aufzubrechen, seien ihre Namen im Zusammenhang mit Parolen wie „Verräter” und „russische Spione” gefallen. Bevor die hinzugerufene Polizei allerdings eintraf, konnten die Angreifer unerkannt flüchten. Verletzte habe es nicht gegeben, hieß es.

Hintergrund ist offenbar ein Artikel mit dem Titel „The Stolen Province: Why Turkey Was Given A Corner Of Syria By France 80 Years Ago” (Gestohlene Provinz: Warum überließ Frankreich vor 80 Jahren einen Teil Syriens der Türkei ?), der am Vortag bei Sputnik International erschien und sich mit der türkischen Annexion der ehemals syrischen Provinz Hatay befasst. Die drei Verfasser des Artikels sind inzwischen auf Betreiben der Generalstaatsanwaltschaft Ankara festgenommen worden. Es handelt sich um die Opfer des rassistischen Mobs.

Annexion von Hatay

Die Provinz Hatay gehörte bis zu Beginn des 20. Jahrhundert als „Sandschak von Alexandrette” zum Osmanischen Reich. Nach dessen Zerfall wurde der Sandschak 1918 von Frankreich besetzt und im Rahmen eines Völkerbundmandates als Teil Syriens von Frankreich verwaltet. 1923 erhielt Alexandrette einen Autonomiestatus. Dort sollten armenische Flüchtlinge, Überlebende des Genozids, zusammen mit den alawitischen Arabern, die die Bevölkerungsmehrheit stellten, eine neue Heimat erhalten. 1936 lief das französische Völkerbundsmandat über Syrien ab. Die Türkei meldete Ansprüche auf den Sandschak Alexandrette an.

Um die Türkei davon abzuhalten, auf Seiten des Deutschen Reiches in den Zweiten Weltkrieg einzutreten, schloss Frankreich im Juni 1939 einen Vertrag mit der Türkei, der dieses Gebiet als neue Provinz der Türkei zuschlug. Es folgten demografische Eingriffe, um die Mehrheitsverhältnisse der Bevölkerung in der Region zu verändern. Das Nachsehen hatten die Armenier.