Vor der Küste der griechischen Insel Chios sank am Dienstag ein mit 27 Schutzsuchenden besetztes Boot. Während 22 Schutzsuchenden von der griechischen Küstenwache gerettet werden konnten, kam für vier von ihnen die Hilfe zu spät. Vier von ihnen, eine Frau und drei Kinder, ertranken, eine weitere Person wird noch vermisst. „Das betreffende Schiff war von der türkischen Küste aus aufgebrochen und mit einer großen Anzahl von Passagieren beladen. Diese Tatsache, in Kombination mit den widrigen Wetterbedingungen, führte zum Ablösen des Rumpfes“, so die Küstenwache. Nach Angaben der Küstenwache hatten die Insass:innen des Bootes keine Rettungswesten erhalten.
Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) haben in diesem Jahr mehr als 2.500 Menschen die Ägäis aus der benachbarten Türkei überquert, im Jahr 2020 waren es mehr als 9.700.
Auch die Zahl der registrierten Todesfälle von Schutzsuchenden im östlichen Mittelmeer ist im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. In diesem Jahr sind nach IOM-Angaben 19 Menschen im östlichen Mittelmeer ums Leben gekommen (ohne die Opfer des Vorfalls vom Dienstag, da die Suche noch andauerte), verglichen mit 94 im Jahr 2020. Etwa 10 der Todesfälle ereigneten sich bei der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland, verglichen mit etwa 50 im letzten Jahr, so das Missing Migrants Project der IOM.
Die Überfahrt ist hochgefährlich und immer wieder tödlich. Die IOM fordert daher sichere Wege zur Migration, „um Leben zu schützen“. „Die Menschen stehen vor einer unmöglichen Wahl, wenn sie diese gefährliche Reise antreten, die niemandem zugemutet werden sollte“, sagte Louise Donovan, Sprecherin des UNHCR in Griechenland. Sie fährt fort: „Aber die Menschen werden weiterhin ihr Leben riskieren, wenn sie keinen Zugang zu sicheren und geregelten Alternativen haben, für die wir uns weiterhin einsetzen.“
Die EU hat auf den griechischen Inseln ein System von Internierungslagern errichtet. Dort werden die Schutzsuchenden unter katastrophalen Bedingungen festgehalten, ausserdem wird geprüft, ob sie wieder in die Türkei zurückgeschoben werden können.