Die vier Geflüchteten aus Iran, die Anfang des Monats im westtürkischen Denizli wegen eines Sitzstreiks für den Erhalt der Istanbul-Konvention festgenommen worden waren und sich seitdem in Abschiebehaft in Aydın befinden, sind in Zellen von IS-Dschihadisten verlegt worden. Das meldet die kurdische Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA). Die Betroffenen fürchten um ihr Leben und appellieren an Menschenrechtsorganisationen, sich für ihr Schicksal einzusetzen.
Esmaeil Fattahi, Leili Faraji, Zeinab Sahafi und Mohammad Pourakbari Kermani waren am 5. April wegen einer behaupteten Ordnungsstörung in Denizli festgenommen worden. Hintergrund ist eine Mahnwache gegen den Rückzug der Türkei aus dem Frauenschutzabkommen des Europarats, die am 20. März in der Stadt im westlichen Kleinasien stattfand. An dem Tag war der Austritt des Landes aus dem völkerrechtlichen Vertrag zur Prävention von Gewalt an Frauen im Amtsblatt veröffentlicht worden. Die Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen“ (KCDP) hatte umgehend zu Protesten aufgerufen, unter anderem auch für Denizli.
Bereits wenige Stunden nach den Festnahmen waren die vier Schutzsuchenden in das Abschiebezentrum in der etwa hundert Kilometer entfernten Stadt Aydın überstellt worden. Und das, obwohl für alle vier noch ein Antrag beim Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) über die Überführung in ein Drittland anhängig ist. Die Beschwerden gegen die Abschiebeanordnungen sind ebenfalls noch anhängig. Die Anwaltskammer Denizli, die in den Fall involviert ist, beklagte zuletzt allerdings schwere „Hindernisse“, die der Kammer durch Polizei und Behörden in den Weg gelegt würden. Offenbar will die Polizei Fakten schaffen, um die Abschiebung durchzusetzen.
Ohne Vorwarnung in Zellen von Islamisten verlegt
„Wir sind ohne Vorwarnung in die Zellen der Dschihadisten verlegt worden“, zitiert MA, die in ständigem Kontakt mit der Gruppe ist, die vier Geflüchteten aus Iran. Eine Person aus der vierköpfigen Gruppe soll von Islamisten direkt bedroht worden sein, weil sie Tätowierungen am Arm habe. Sie sei aufgefordert worden, diese zu verdecken „Wir wollen nicht mit den IS-Leuten am selben Ort untergebracht werden. Wir fürchten um unsere Sicherheit und um unser Leben.“