Samstagsmütter fragen nach Aksoy und Cingöz

Edip Aksoy und Orhan Cingöz sind 1995 in Amed von Zivilpolizisten kontrolliert und abgeführt worden. Seitdem werden sie vermisst. Die Istanbuler Samstagsmütter fordern die Aufklärung ihres Schicksals.

Die Initiative der Samstagsmütter in Istanbul hat bei ihrer heutigen Aktion gegen das „Verschwindenlassen“ in staatlichem Gewahrsam das Schicksal von Edip Aksoy und Orhan Cingöz thematisiert. Die beiden Männer sind am 7. Juni 1995 in Amed (tr. Diyarbakir) „verschwunden“.

Die Sitzung der Samstagsmütter fand online statt. Edip Aksoys Tochter Beritan Aksoy erklärte, dass ihr Vater ein Menschenrechtsverteidiger gewesen ist und mehrfach festgenommen wurde. Dabei sei er auf verschiedene Weise gefoltert worden. Am 7. Juni 1995 sei er zusammen mit Orhan Cingöz in einem weißen Auto der Marke Toros verschleppt worden. „Das ist von Augenzeugen beobachtet worden. Die Behörden haben jedoch erklärt, dass es keine Festnahme gegeben hat“, so Beritan Aksoy: „Seit 26 Jahren ist kein Moment ohne ihn vergangen. Er ist verschwunden, als ich 40 Tage alt war. Ich habe ihn nie gesehen.“ Ihr größter Traum sei heute, dass es ein Grab ihres Vaters gebe, auf dem sie Blumen pflanzen könne. „Auch wenn noch Jahre vergehen, ich werde den Kampf meines Vaters nicht aufgeben. Ich hoffe, dass sein Leichnam eines Tages gefunden wird. Auch wenn ich sterben sollte, wird die Wahrheit eines Tages ans Licht kommen. Sie haben ihr Leben für eine bessere Welt gegeben und ich will ihrem Weg folgen.“

Edip Aksoy war Mitglied des Menschenrechtsvereins IHD und musste sein Dorf Zenge aufgrund des staatlichen Drucks verlassen. Er ging nach Amed und verdiente den Lebensunterhalt für seine Familie mit Tabakhandel. Um eine Ladung Tabak entgegen zu nehmen, traf er sich mit dem 23-jährigen Orhan Cingöz, der aus demselben Dorf stammte. Die beiden Männer tranken Tee, als sie von Zivilpolizisten kontrolliert und abgeführt wurden. Seitdem sind sie verschwunden. Aksoy war damals 31 Jahre alt.