Kurdischer Flüchtling nach Ankunft in Deutschland gestorben

Der 25-jährige Kurde Baxtiyar Anwar starb kurz nach seiner Ankunft in Deutschland. Nun wurde er im Barika-Camp in Südkurdistan beigesetzt.

Baxtiyar Anwar war es gelungen, die belarussisch-polnische Grenze zu überqueren und über die Oder nach Deutschland zu gelangen. Am 23. November ging ein Notruf bei der Polizei ein. Die Polizei griff daraufhin sieben Personen im Wald bei Guben in Brandenburg auf. Unter ihnen befand sich der bereits verstorbene 25-jährige Kurde. Die Todesursache ist bisher unklar.

Immer wieder sterben Schutzsuchende auf der Route über Belarus und Polen an Kälte, Hunger und Erschöpfung. Anwar wurde am Sonntag im Barika-Camp in Südkurdistan beigesetzt. Infomigrants hat seine Geschichte recherchiert.

Baxtiyars tödliche Reise

Anwar war Ende Oktober nach Belarus aufgebrochen. Es war bereits sein zweiter Versuch, Europa zu erreichen. Beim ersten Mal, im September, wurde er gefasst und einen Monat später nach Südkurdistan zurückgeflogen. Er hatte einem Schmuggler rund 7.000 Euro für den erneuten Versuch gezahlt. Auf halbem Weg seiner Reise, am 13. November, schickte Anwar ein Video aus Minsk an Ranj Peshdari, einen kurdischen Journalisten und Aktivisten. Das Video zeigt eine große Anzahl von Schutzsuchenden, die sich im Zentrum der belarussischen Hauptstadt versammelt hatten. In dem Video erklärt Baxtiyar, dass eine Gruppe plane, sich auf den Weg zur polnischen Grenze zu machen. Er wirkt zuversichtlich und gesund.

Das nächste Mal, als er mit Peshdari Kontakt aufnahm, teilte er ihm mit, dass die polnischen Behörden versuchten, sie zur Rückkehr zu zwingen. Er sei jedoch trotz „Schmerzen in seinem Herzen und in seinen Augen“ entschlossen, Deutschland zu erreichen. Danach, so Peshdari gegenüber InfoMigrants, habe er nie wieder etwas von ihm gehört.

Leben in Armut

Der aus Ostkurdistan stammende Baxtiyar Anwar hat sein ganzes Leben als Flüchtling verbracht. Er wollte unbedingt der Armut und Hoffnungslosigkeit und dem Leben im Flüchtlingslager entkommen. Seine Familie war 1979 aus dem Iran geflohen und landete in einem Camp bei Silêmanî. Nach zwei Jahren wurde sie in das Flüchtlingslager Altaş für ostkurdische Flüchtlinge in der Nähe von Ramadi im Zentralirak gebracht. Dort wurde Baxtiyar geboren. Im Jahr 2005 kehrte die Familie nach Südkurdistan zurück und ließ sich mit ihrem damals neunjährigen Sohn im Barika-Camp nieder.

Tod an Europas Grenzen

Viele der Schutzsuchenden, welche über die belarussisch-polnische Grenze in die EU zu gelangen versuchen, stammen aus Südkurdistan. Mindestens zwölf der 14 registrierten Todesfälle an der Grenze sind irakische Staatsangehörige. Während sich die Medien auf die Außengrenzen der EU konzentrieren, wird dem Tod von Migrant:innen innerhalb der EU weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Baxtiyar ist nicht die einzige Person, die an der deutsch-polnischen Grenze gestorben ist. Im Oktober wurde die Leiche eines irakischen Mannes, der die Grenze von Polen nach Sachsen überquert hatte, in einem Lastwagen entdeckt. Die Polizei gab an, dass etwa 30 weitere Personen aus dem Lkw ausgestiegen waren.