Kurdische Straßenhochzeiten in Antalya verboten

In Antalya sorgt eine neue Regelung der Provinzverwaltung für Unmut: Öffentliche Veranstaltungen wie Hochzeiten wurden verboten. Die Maßnahme trifft vor allem kurdische Feste.

Kritik an kultureller Diskriminierung

In Antalya sorgt eine neue Regelung der Provinzverwaltung für Unmut, insbesondere unter der kurdischen Bevölkerung. Mit Verweis auf „Lärmbelästigung, Verkehrsbehinderungen und Störung der öffentlichen Ordnung“ hat Gouverneur Hulusi Şahin bereits vor einigen Wochen öffentliche Veranstaltungen wie Straßenhochzeiten, Henna-Abende und Abschiedsfeiern für Soldaten untersagt. Diese dürfen seither nur noch in offiziellen Veranstaltungshallen oder von der Stadtverwaltung ausgewiesenen Arealen stattfinden. Die Maßnahme trifft besonders Bezirke mit einem hohen Anteil an Menschen mit kurdischem Hintergrund – dort werden Straßenhochzeiten zunehmend von der Polizei unterbunden.

Hochzeit ohne Musik: Familien wehren sich gegen das Verbot

In Antalyas Stadtteil Kepez wurde die Hochzeit der Familie Şahin vor wenigen Tagen zum Ziel der neuen Verbotsmaßnahme. Laut Familienangehörigen sei die Polizei erschienen, um das Fest zu unterbrechen, berichtete die Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA). Daraufhin hielten die Gäste trotz Musikverbots an der Feier fest und tanzten aus Protest weiter den Govend – ohne musikalische Begleitung. „Wir haben jeden einzelnen Gast eingeladen, sie sind gekommen, um mit uns zu feiern. Haben wir nicht einmal für zwei Stunden ein Recht auf Freude?“, empörte sich Metin Şahin, der Bräutigamvater.

„Verbot trifft gezielt kurdische Kultur“

Şahin kritisierte, dass sich das Verbot in der Praxis ausschließlich gegen kurdische Feste richte. Viele Menschen könnten sich aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten keine Hochzeitssäle leisten, betonte er. „Kurd:innen werden gezwungen, ihre Feste in geschlossenen Räumen zu feiern – was nicht jeder bezahlen kann. Und wenn sie es nicht tun, wird ihre Feier unterbrochen.“ Auch der Klang kurdischer Musik scheine den Behörden ein Dorn im Auge zu sein: „Sie haben ein Problem mit unserer Sprache, unserer Musik, unserer Freude. Es ist ein Angriff auf unsere Kultur.“

Kritik auch von Musikschaffenden

Mehrere kurdische Musiker:innen aus Antalya, darunter Sait Roj, Kadir Roni, Rüzgâr Aşitî, Mehmet Çelik und Memet Dilçem, äußerten sich kritisch zu den Auswirkungen des Verbots. Sie sehen darin nicht nur einen Eingriff in die kulturelle Vielfalt, sondern auch eine Bedrohung ihrer wirtschaftlichen Existenz. „Dieses Verbot trifft nicht nur unsere Tradition, sondern auch unser Einkommen. Wir fordern die sofortige Rücknahme dieser Entscheidung“, hieß es in ihrer gemeinsamen Erklärung.

Ein Muster aus früheren Amtszeiten

Gouverneur Hulusi Şahin war zuvor als Zwangsverwalter in der kurdischen Provinz Êlih (tr. Batman) im Einsatz. Auch dort sorgte er mit kulturpolitisch umstrittenen Entscheidungen für Schlagzeilen – unter anderem durch die Entfernung kurdischsprachiger Hinweise aus dem Stadtbild. In Antalya setzt sich nun offenbar eine ähnliche Linie fort – diesmal in Form von pauschalen Verboten, die sich faktisch vor allem gegen kurdische Lebenspraxis richten.

Zwischen Sicherheitsargument und kultureller Ausgrenzung

Während die Behörden auf Fragen der öffentlichen Ordnung verweisen, sehen Betroffene und Beobachter:innen in dem Verbot eine systematische Einschränkung kurdischer Kultur im öffentlichen Raum. Die Forderung der Betroffenen ist klar: ein Ende der pauschalen Verbote, mehr kulturelle Toleranz – und das Recht, Feste dort zu feiern, wo sie traditionell verwurzelt sind: auf der Straße, mit Musik, Tanz und Gemeinschaft.