Am 28. Oktober zündete sich der aus Ostkurdistan stammende politische Gefangene Yakup Brukanlı im Hochsicherheitsgefängnis Ereğli in der zentralanatolischen Provinz Konya selbst an. Er ist einer von 40 Gefangenen, die seit dem 4. Oktober mit einem unbefristeten Hungerstreik gegen die Rechtsverletzungen im Gefängnis und die Isolationshaft Widerstand leisten. Nach Berichten des Vereins der Rechtsanwält:innen für die Freiheit (ÖHD) in Mersin werden die 40 politischen Gefangenen in Einzelzellen festgehalten.
Widerstand gegen erniedrigende Behandlung und Isolation
Wie der Gefangene Ibrahim Sütcü wenige Tage nach der Selbstverbrennung Brukanlıs telefonisch seiner Familie berichtete, soll dieser mit einem einmonatigen Besuchs- und Kommunikationsverbot sanktioniert worden sein, weil er sich gegen eine erniedrigende Leibesvisitation gewehrt habe. Sütcü sagte, die politischen Gefangenen seien seit dem 23. August in Einzelzellen untergebracht: „Zunächst waren dreißig Personen im Hungerstreik, jetzt wissen wir von vierzig Personen. Vielleicht sind wir noch mehr, die genaue Zahl können wir nicht feststellen. Wir werden in Einzelzellen voneinander isoliert und haben nur eine Stunde Hofgang am Tag. Auch beim Hofgang können wir nicht miteinander sprechen. Alle sozialen Aktivitäten sind gestrichen. Neben uns sind Schwerkriminelle untergebracht, sie stören uns. Unser Hungerstreik im zehntägigen Wechsel geht weiter. Als wir gefordert haben, in Zellen für drei Personen verlegt zu werden, hat die Vollzugsleitung die Inanspruchnahme des ,Reuegesetzes‘ zur Bedingung gemacht. Wir sollen Verrat üben.“
Verbrennungen bis aufs Fleisch
Anwält:innen berichten über den Zustand von Brukanlı: „Er hat Verbrennungen zweiten Grades. Der gesamte rechte Arm und die Taille sowie die Finger beider Hände sind verbrannt. An der Taille sind die Verbrennungen so tief, dass man das Fleisch sehen kann. Er kann seinen rechten Arm nicht benutzen. Er wurde noch am selben Tag zurück ins Gefängnis gebracht und in eine Zelle gesteckt. Obwohl Brukanlı beantragt hat, ins Krankenhaus gebracht zu werden, wird er auf der Krankenstation behandelt und in Handschellen zur Behandlung gebracht. Es besteht die Gefahr einer Infektion. Der Gefängnisarzt sagte, es sei nicht nötig, ihn ins Krankenhaus zu bringen.“
Gleichzeitig wurde gegen Yakup Brukanlı eine Disziplinarstrafe verhängt, so dass er nicht einmal seine Angehörigen sehen kann.