Folter im Gefängnis von Bayburt

Gefangene aus dem M-Typ-Gefängnis von Bayburt berichten von Gewalt, Verweigerung von Grundbedürfnissen und militärischem Drill.

Die Rechtsverletzungen in den Gefängnissen in der Türkei und Nordkurdistans gehen weiter. Politische Gefangene aus dem Gefängnis von Bayburt berichten von physischer und psychischer Gewalt durch die Gefängnisverwaltung.

Nach einem Telefongespräch mit seiner inhaftierten Schwester Zeynep Erdem berichtete Musa Erdem von der Repression und den Problemen der Gefangenen.

Gewalt und Repression

Nach Angaben des Bruders werden weder kranke noch die übrigen Gefangenen bei gesundheitlichen Problemen zum Arzt gebracht und es wird versucht, sie militärischem Drill zu unterwerfen: „Die Forderungen der Kranken nach einer Verlegung ins Krankenhaus werden abgelehnt. Es findet keinerlei gesundheitliche Behandlung statt. Mitten in der Nacht gibt es Zellenrazzien. Der Direktor ist aus dem Gefängnis Kandira nach Bayburt versetzt worden und will die Gefangenen stramm stehen zu lassen, er will militärischen Drill durchsetzen. Die Gefangenen werden beleidigt und beim kleinsten Widerspruch werden schwerste Disziplinarstrafen verhängt. Die Forderungen der Gefangenen nach einem Wechsel der Zelle werden ignoriert. Es werden keine Briefe durchgelassen. Bei Telefongesprächen, beim offenen und beim geschlossenen Besuch wird Gewalt gegen die Gefangenen und ihre Familien angewandt. Die offene Besuchszeit wird gekürzt und die Wächter stellen sich direkt an die Besuchstische und stören.

Die Versorgung mit Essen und anderen Artikeln des Grundbedarfs bleibt aus. So sind die Gefangenen gezwungen, ihren Bedarf zu extrem hohen Preisen in der Kantine zu decken. Widersprüche und Anträge werden nicht akzeptiert. Aufgrund willkürlicher Zellendurchsuchungen und durch den Zwang zum militärischen Appell wird ein lebensbedrohlicher psychologischer Druck aufgebaut. Aus der Perspektive der Besucher ist von einem offensichtlichen physischen und geistigen Verfall der Gefangenen die Rede.“

Die Familie Erdem ist sehr besorgt über diese Situation und hat immer öffentlich auf die Situation von Zeynep Erdem und den anderen Gefangenen aufmerksam gemacht. Die Schwester von Zeynep Erdem berichtet außerdem von einem Bandscheibenvorfall eines Gefangenen, der nicht behandelt wird. Sie ruft dazu auf, der Situation der Gefangenen größere Aufmerksamkeit zu widmen.