Eren Keskin: Ich werde weiter kämpfen

Gegen die Istanbuler Menschenrechtsanwältin Eren Keskin ist wegen ihrer Funktion als Herausgeberin der inzwischen verbotenen Tageszeitung Özgür Gündem eine Haftstrafe von zwölf Jahren verhängt worden.

Im Istanbuler Menschenrechtsverein IHD hat eine Pressekonferenz stattgefunden, auf der gegen die Verurteilung von Eren Keskin protestiert wurde. Die Rechtsanwältin, die gleichzeitig Ko-Vorsitzende des IHD ist, ist in mehreren Verfahren zu zwölf Jahren Haft und Geldstrafen in Höhe von 456.000 TL verurteilt worden.

An der Pressekonferenz nahmen neben Eren Keskin Akın Birdal, Gülistan Kılıç Koçyiğit (HDK), Faruk Eren (Gewerkschaftsverband DISK), Hakkı Boltan (Initiative Freier Journalist*innen), die Journalisten und Autoren Tuğrul Eryılmaz, Ümit Kıvanç und Murat Çelikkan, die Schauspielerin Nur Sürer, die Musikerin Eylem Aktaş, die Samstagsmütter, Vertreter*innen des Istanbuler LBGTI-Solidaritätsvereins und der Menschenrechtsstiftung Türkei sowie mehrere Mitarbeiter*innen der beschlagnahmten Tageszeitung Özgürlükçü Demokrasi teil.

Eren Keskin erklärte gegenüber den anwesenden Journalist*innen, sie sei eine Menschenrechtlerin und habe es immer abgelehnt, in die Politik zu gehen: „Ich habe immer für die Meinungs- und Ausdrucksfreiheit gekämpft. In der Vergangenheit sind zahlreiche Strafverfahren gegen mich gelaufen, weil ich das Wort Kurdistan verwendet habe. Ich musste dafür ins Gefängnis.“

Warum sie sich dazu bereit erklärt habe, als Herausgeberin der Zeitung Özgür Gündem zu fungieren, erklärte Eren Keskin so: „Ich habe gespürt, dass ich es einigen Menschen schuldig bin: Dem 77-jährigen Musa Anter, der von geheimen staatlichen Kräften ermordet wurde, Burhan Karadeniz, der als Kind durch einen Schuss in den Rücken eine Lähmung davontrug, zur medizinischen Behandlung ins Ausland ging und dort Selbstmord beging, oder Ferhat Tepe, der ebenfalls sehr jung ermordet wurde. Diese Zeitung war ihre Zeitung und ich bin für ihre Pressefreiheit eingetreten. Daher habe ich eingewilligt, dass mein Name im Impressum aufgeführt wird. Zu jener Zeit hatte gerade der so genannte Friedensprozess begonnen. Während dieser Phase ist kein einziges Verfahren gegen die Zeitung eingeleitet worden. Als der ‚Friedensprozess‘ vorbei war, wurde die Zeitung mit Strafverfahren bombardiert. Früher sind wir zur Staatsanwaltschaft gegangen und haben eine Aussage gemacht, es gab keine Probleme. Nach einer Weile haben die Staatsanwälte mit Haftbefehlen gedroht. Daraufhin ist mein Name entfernt worden.“

Eren Keskin ist wie viele weitere Betroffene mit einem Ausreiseverbot belegt worden. Sie habe jedoch gar nicht vor, ins Ausland zu gehen, obwohl ihr aus vielen Ländern signalisiert worden sei, dass sie jederzeit politisches Asyl erhalten könne, erklärte sie: „Ich will nicht weggehen. Ich denke nur an meine Mutter und an meine Katzen. Ich akzeptiere dieses Unrecht nicht und werde meinen Kampf bis zum Ende weiterführen.“