Zwei Jahre später in Cîzre

Zwei Jahre sind vergangen, seit die Ausgangssperre in Cîzre verhängt wurde. Immer noch werden 16 Leichname vermisst. Ihre Angehörigen gehen davon aus, dass sich die Leichname in einem Gebiet befinden, auf dem staatliche Wohnungen gebaut werden.

Die Leichname von 16 der 130 Menschen, die vor zwei Jahren in Kellerräumen in Cîzre bei lebendigem Leibe verbrannt worden waren, konnten bisher nicht geborgen werden. Die Angehörigen der Vermissten haben mehrmals Blut- und DNA-Proben im rechtsmedizinischen Institut eingereicht, aber keine Antwort erhalten. Jetzt fordern sie Grabsteine, an denen sie um ihre Kinder trauern können.

Nach Angaben der Angehörigen befinden sich weitere Leichname auf dem Baugrund der staatlichen Wohnungsbaugesellschaft. Dort sind bereits drei Leichen entdeckt worden. Alle juristischen Versuche der betroffenen Familien, den Bau zu stoppen, verliefen erfolglos.

„Ich träume von meiner Tochter“

Hezne Aslan hat zwei ihrer Kinder während der Ausgangssperre verloren. Sie trauert besonders um ihre Tochter Hacer, deren Leichnam niemals identifiziert werden konnte. Ihren Sohn Sait hat sie hingegen beerdigen können. „Manchmal sehe ich meine Tochter im Traum. Die Behörden müssen schnellstmöglich klären, wo die vermissten Leichen sind.“

„Meine sieben Kinder warten auf ihren Vater“

Taybet Gökhan, die Ehefrau von Osman Gökhan, dessen Leichnam ebenfalls noch nicht gefunden worden ist, erklärt, dass ihre Kinder einen Grabstein für ihren Vater haben wollen. „In den letzten zwei Jahren habe ich diese Momente täglich noch einmal erlebt. Ich warte jeden Morgen darauf, dass mein Mann auftaucht.“ Viele Leichname seien in den Trümmern verloren gegangen, erklärt sie.