Die Volksverteidigungskräfte (HPG) haben den Tod von Mervan Zêrevan und Tufan Koçer bekannt gegeben. Die beiden Kämpfer starben einer Mitteilung zufolge bei Angriffen der türkischen Armee im vergangenen April in der südkurdischen Xakurke-Region. Die HPG würdigen sie als „beispielgebende Repräsentanten der Militanz der PKK“. Ihren Angehörigen und dem kurdischen Volk sprach die Organisation ihr Mitgefühl aus.
Zur Biografie der Gefallenen machten die HPG folgende Angaben:
|
Codename: Mervan Zêrevan
Vor- und Nachname: Ahmet Ibrahim El-Ahmet
Geburtsort: Aleppo
Namen von Mutter und Vater: Fatma – Ibrahim
Todestag und -ort: 18. April 2024, Xakurke
|
|
Codename: Tufan Koçer
Vor- und Nachname: Ahmet Bayar
Geburtsort: Sêrt
Namen von Mutter und Vater: Taybet – Abdullah
Todestag und -ort: 18. April 2024, Xakurke
|
Mervan Zêrevan
Mervan Zêrevan wurde in der nordsyrischen Region Aleppo geboren. Er wuchs in einem Elternhaus auf, das geprägt war durch das kurdische Nationalbewusstsein und die Verbundenheit zur kurdischen Kultur. Die Befreiungsbewegung entdeckte er bereits früh für sich, da ein Onkel mütterlicherseits in den neunziger Jahren zur Guerilla ging. „Hevalê Mervan erkannte in dieser Zeit, dass die ideale Antwort auf die Assimilierungs- und Völkermordpolitik, die das System den Gemeinschaften aufzwingt, in den Reihen unserer Partei, der PKK, zu finden war“, heißt es in einem Nachruf der HPG auf den Kämpfer.
Als Heranwachsender setzte Mervan Zêrevan sich ab der Mitte der 2000er Jahre eindringlicher mit dem Paradigma Abdullah Öcalans auseinander und führte intensive Debatten mit patriotischen Menschen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse über die Realität Kurdistans führten in der Folge zu großen Veränderungen seines Selbst und seiner Ideale. 2014 beschloss er zunächst, sich dem Widerstand in Rojava anzuschließen, am Ende zog es ihn dann aber doch in die Berge Kurdistans. „Er empfand eine tiefe Sehnsucht nach der Heimat der Guerilla“, so die HPG.
2014 erreichte Mervan Zêrevan das Qendîl-Gebirge. Nach einer Grundausbildung fiel es ihm nicht schwer, sich dem Leben in den Bergen anzupassen. Er wechselte relativ schnell in den praktischen Bereich und ging im Jahr 2017, als die türkische Regierung unter Tayyip Erdoğan den zwei Jahre zuvor nach dem einseitig beendeten Dialogprozess mit Abdullah Öcalan wieder aufgenommenen Krieg gegen die kurdische Bevölkerung eskalierte, nach Xakurke. „Unser Weggefährte Mervan war Taktiker und Erfolgsgarant – besonders im Bereich der neuzeitlichen Kampfmethoden, die von der Guerilla im Verlauf eines Umstrukturierungsprozesses eingeführt wurden. Er war ein entschlossener und mutiger Kämpfer“, so die HPG.
Tufan Koçer
Tufan Koçer wurde in Sêrt-Dih (tr. Siirt-Eruh) in Nordkurdistan geboren. Seine Geburtsstadt stellt jenen Ort dar, an dem im August vor vierzig Jahren die erste Kugel der PKK auf die türkische Armee abgefeuert wurde. Entsprechend wuchs er entlang der für die Botan-Region charakteristischen Widerstandstradition auf. Gleichzeitig entwickelte er eine Abneigung dem türkischen Staat gegenüber, da dieser Botan ins Zentrum seiner Politik der verbrannten Erde und den Dorfzerstörungen gestellt hatte.
Die Schule besuchte Tufan Koçer nicht. Stattdessen arbeitete er bereits im Kindesalter als Hirte. Er war ein neugieriger und unermüdlicher Betrachter und Bewunderer der Natur und beherrschte mühelos das gebirgige Gelände. Immer wieder wurde er zu dieser Zeit mit der Kriegsrealität in Kurdistan konfrontiert, spürte sie am eigenen Leib. Dadurch traten die Widersprüche des Systems besonders stark hervor. Er vertiefte seine Suche nach einem Ausweg aus diesem System und ging schließlich zur Guerilla.
Tufan Koçer schloss sich den HPG im Jahr 2012 in Wan an, seine Grundausbildung erhielt er im Zagros-Gebirge. Er war tief beeindruckt vom kommunalen Leben und den freundschaftlichen Beziehungen in der Guerilla. Das integrierte Miteinander beeinflusste ihn und motivierte seine Entwicklung hin zu einer Vollkommenheit im militärischen und ideologischen Bereich. Im Zuge dessen lernte er auch das Lesen und Schreiben. Auf eigenen Wunsch hin war er anschließend in der Avaşîn-Region im Einsatz. 2014 wechselte er jedoch nach Rojava und beteiligte sich am Widerstand gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Dabei nahm er an einigen wichtigen Offensiven gegen die Dschihadisten teil. Nach seiner Rückkehr in die Berge war er zuletzt in Xakurke.