Zwangsverwalter feiert Eroberung des Rathauses mit Gebet

Nach seiner Ernennung als staatlicher Treuhänder in Qers ist Gouverneur Türker Öksüz mit einem Heer von Bodyguards ins Rathaus eingezogen und hat als erste Amtshandlung die „Eroberung“ der Stadt mit dem Freitagsgebet gesegnet.

Nach der Festnahme des Bürgermeister-Duos in Qers (türk. Kars) ist der Provinzgouverneur Türker Öksüz zum Zwangsverwalter des Rathauses ernannt worden. Der ehemalige Ko-Bürgermeister Ayhan Bilgen ist am Freitag verhaftet worden, am Vortag wurde mit Şevin Alaca auch die weibliche Hälfte der genderparitätischen Doppelspitze im Rathaus von Qers festgenommen. Die Berufung des Gouverneurs zum staatlichen Treuhänder erfolgte nur zehn Minuten nach der Verkündung des Haftbefehls gegen Ayhan Bilgen. Damit stehen mittlerweile alle HDP-regierten Großstädte in der Türkei unter Zwangsverwaltung.

Der Zwangsverwalter zog mit einem Heer von Bodyguards in das Rathaus ein. Alle Zufahrtswege wurden mit gepanzerten Polizeifahrzeugen abgesperrt. Die erste Amtshandlung von Türker Öksüz war das Freitagsgebet vor dem Rathaus.

Unterdessen protestierte eine Gruppe um die HDP-Abgeordneten Habil Eksik und Dersim Dağ gegen die Beschlagnahmung des Rathauses. Als die Polizei die Abgabe einer Erklärung der Abgeordneten unterbinden wollte, reagierte die Gruppe mit einem Sitzstreik. Die Polizei begründete ihr Vorgehen mit der Anordnung eines zweiwöchigen Verbots durch den Gouverneur. Diese sei dem HDP-Provinzverbandsvorsitzenden Cengiz Anlı zugestellt worden. Der HDP-Politiker ist jedoch am Donnerstag festgenommen worden und befindet sich weiterhin in Polizeigewahrsam.