Vor wenigen Wochen einigten sich die südkurdische Regierungspartei PDK und die irakische Regierung über die Aufteilung der Verwaltung der Şengal-Region. Salih Êzdin Xelo, Ratsmitglied im Demokratisch Autonomen Şengal und Ko-Vorsitzender des Rats von Duholê Hal, übt im ANF-Gespräch scharfe Kritik an dem Abkommen und kündigt entschlossenen Widerstand an.
„Warum Şengal und nicht Kerkûk?“
Xelo weist auf die Aufgabe von Kerkûk durch die PDK hin und sagt an die Regierungspartei gerichtet: „Warum finden keine Treffen wegen Kerkûk statt? Bei uns gibt es weder Öl noch Gold noch Eisen. Das alles gibt es in Kerkûk. Warum habt ihr Kerkûk aufgegeben und seid geflohen? Warum habt ihr euer Referendum nicht verteidigt und seid weggelaufen?“ Die PDK hatte nach dem von ihr initiierten und vom Stimmanteil her erfolgreichen Unabhängigkeitsreferendum 2017 Kerkûk und viele andere umstrittene Regionen der irakischen Regierung überlassen müssen.
„Ihr habt uns dem Genozid überlassen“
Besonders tief sitzt die Wut in der Şengal-Region ob des Verrats der PDK am 3. August 2014. Nach der Ankündigung, die PDK werde die Region gegen den IS verteidigen, und der Beschlagnahmung von Waffen ezidischer Selbstverteidigungseinheiten, zog die PDK mit ihren Peschmerga über Nacht aus der Şengal-Region ab und überließ die ezidische Bevölkerung dem IS. Xelo betont mit Hinweis auf diese Tatsache an die PDK gerichtet: „Ihr habt uns dem Genozid überlassen. Europa und die US haben euch Waffen gegeben, um die Eziden zu schützen. Ihr habt diese nicht den Eziden, sondern euren Banden gegeben. Schämt ihr euch nicht, heute nach Şengal zu kommen. Ihr habt bereits 1972 Şengal im Stich gelassen und die Eziden entwaffnet. Jetzt stehen wir auf unseren eigenen Beinen, wir wissen, wie wir Widerstand leisten und wie wir uns verteidigen werden. Wir haben hier alles aufgebaut und wir sind bewaffnet. Wir haben die YBŞ und YJŞ. Wir haben eine Volksverteidigungskraft, wir haben unsere Sicherheitskräfte, wir schützen die Region selbst. Ihr wollt hier wieder herrschen, aber das akzeptieren wir nicht. Wir werden bis zum letzten Blutstropfen Widerstand leisten, egal wie hoch der Preis ist. Alle sollen wissen, die Flugzeuge, die uns angreifen, kommen nicht aus der Türkei, sondern aus Südkurdistan.
„Wir fürchten Erdoğans Flugzeuge nicht“
Die Şengal-Bewohnerin Hemşê Reşid erklärt: „Wir fürchten uns nicht vor Erdoğans Flugzeugen. Wir verurteilen die Angriffe. Die Kinder von Êzidxan verteidigen das Land und wir werden ob dieser Angriffe unseren Widerstand und unsere Organisierung ausweiten.“