Wirtschaftskrise: Läden in Colemêrg am Ende
In der nordkurdischen Provinz Colemêrg schließen immer mehr Geschäfte. Gewerbetreibende können angesichts der Wirtschaftskrise nicht mehr überleben und machen dafür das Regime verantwortlich.
In der nordkurdischen Provinz Colemêrg schließen immer mehr Geschäfte. Gewerbetreibende können angesichts der Wirtschaftskrise nicht mehr überleben und machen dafür das Regime verantwortlich.
Die nordkurdische Provinz Colemêrg (tr. Hakkari) gilt als die ärmste Provinz auf türkischem Staatsgebiet. Der Krieg hat die Landwirtschaft weitgehend zerstört, Almen sind militärische Sperrgebiete und Blindgänger verseuchen das Gelände. Nun bricht auch die Ökonomie in der Provinzhauptstadt Colemêrg zusammen. Bereits mehrere hundert Läden sind Konkurs gegangen und haben geschlossen. ANF-Korrespondent:innen sprachen mit Ladenbetreibern über ihre Situation und die Ursache der Probleme.
„Man hat uns ausgequetscht wie einen Schwamm“
Der Handwerker und Ladenbetreiber Mevlan Tekçe klagt, dass es für Gewerbetreibende unmöglich geworden sei, die Wirtschaftskrise und die Preiserhöhungen zu verkraften. Sie hätten keine Ersparnisse mehr und befänden sich in einer Schuldenspirale. „Man hat alles aus uns herausgequetscht wie aus einem Schwamm“, erklärt Tekçe. „Meine Situation war früher sehr gut. Das Geld floss unaufhörlich, die Leute kamen zum Einkaufen, wir konnten unsere Waren problemlos verkaufen, wir hatten keinen Mangel. Seit drei Jahren gibt es nichts mehr, was man als Handwerker tun könnte. Wir befinden uns jetzt in einer so schlechten Situation, dass wir unsere Läden jederzeit schließen können. Uns bleiben keine Mittel mehr. Wir wissen nicht, was wir tun sollen.“
„Wir können nicht mehr überleben“
Tekçe berichtet, dass die Preise für jedes Produkt täglich steigen: „Früher haben wir eine Tonne Blech für 3.500 Lira gekauft, heute kostet die gleiche Menge 25.000 Lira. Dieser Preis steigt auf 30.000 Lira, bis das Material zu uns kommt. Für wie viel sollen wir denn dann unsere Produkte verkaufen? Viele Gewerbetreibende haben ihre Geschäfte bereits geschlossen. Was verstehen diejenigen in Amt und Würden von den Armen und der Gewerbetreibenden. Die Lage der Gewerbetreibenden ist erbärmlich. Ich kann meine Miete nicht bezahlen, die Rechnungen sind zu hoch. Wir können nicht länger überleben. Wenn es so weitergeht, werde ich meinen Laden auch schließen. Es muss eine Lösung für die Wirtschaftskrise und die Preissteigerungen gefunden werden. Wir wollen, dass bei der nächsten Wahl jemand kommt, der an die Gewerbetreibenden und die Menschen denkt. Das ist unser Wunsch."
„Die Regierung schenkt den Sorgen der Gewerbetreibenden kein Gehör“
Muhsin Ihtiyatoğlu betreibt seit sieben Jahren einen Laden in Colemêrg. Die Situation in den vergangenen drei Jahren habe sich dramatisch verschlechtert, berichtet er. Die Mieten hätten früher bei 400 bis 500 Lira gelegen, betrügen aber jetzt bis zu 3.000 Lira. „Manchmal verkaufen wir nicht ein Produkt am Tag“, erläutert Ihtiyatoğlu. „So wie die Menschen ihren Einkauf nicht mehr bezahlen können, können auch wir aufgrund der hohen Preise die Produkte, die wir weiterverkaufen, nicht mehr bezahlen. Die hohen Preise bringen uns dann manchmal auch in Konflikt mit unseren Kundinnen und Kunden. Ich muss mir dann von woanders Geld leihen, um meine Miete zu bezahlen. Wir können unsere Schulden bei den Großhändlern nicht bezahlen, weil wir die eingekauften Produkte nicht verkaufen können. Der Besen, den ich letztes Jahr für 200 Lira gekauft habe, kostet dieses Jahr 1.500 Lira. In dieser Situation wissen wir nicht, wie wir unsere Familien versorgen sollen, wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen. Die Regierung schenkt den Sorgen der Gewerbetreibenden kein Gehör.“