Widerstand für Status von Şengal wird anhalten

Die Ko-Vorsitzende der ezidischen Partei PADÊ, Zehra Silêman, betont, dass der Widerstand für die Autonomie von Şengal trotz aller Angriffe ungebrochen weitergehe.

Die selbstverwaltete Region Şengal befindet sich im Visier der Regionalmächte. Unter türkischer Regie haben die irakische Regierung und die südkurdische PDK vereinbart, die Kontrolle über die Region zu übernehmen und die Selbstverwaltungs- und Selbstverteidigungsstrukturen dort aufzulösen. Begleitet werden diese Ambitionen von türkischen Luftangriffen auf die Selbstverwaltung und ihre Vertreter:innen. Die Regionalmächte stoßen dennoch auf den Widerstand der ezidischen Bevölkerung. Die Ko-Vorsitzende der Ezidischen Partei für Freiheit und Demokratie (Partiya Azadî û Demokrasî ya Êzîdiyan, PADÊ), Zehra Silêman, kündigt im ANF-Gespräch die Fortsetzung des Widerstands an und berichtet von einem Zustrom zu den Widerstandseinheiten Şengals (Yekîneyên Berxwedana Şengalê, YBŞ) und den Fraueneinheiten Şengals (Yekinêyen Jinên Şengalê, YJŞ). Silêman blickt auf das Jahr 2021 zurück und erinnert an die Opfer. Sie sieht eine Kontinuität der Angriffe auf die Region seit dem IS-Genozid von 2014. Es gehe weiterhin darum, die ezidische Gesellschaft, Kultur und Religion zu vernichten.


Zur Selbstverteidigung entschlossen

Zehra Silêman erinnert daran, dass die ezidische Gesellschaft über den nötigen Willen und den Kampfgeist verfüge. Sie habe sich niemals einfach so Invasoren ergeben und verwalte sich seit sieben Jahren selbst. Die ezidische Gemeinschaft sei entschlossen, sich selbst zu verwalten und zu verteidigen.

Die Angriffe hatten keinen Erfolg“

Silêman sagt zu den Angriffen der Türkei im Jahr 2021: „Insbesondere die Führungspersönlichkeiten der ezidischen Gesellschaft wurden ins Visier genommen. Seîd Hesen, Zerdeşt Şengalî, Merwan Bedel und Dutzende andere wurden umgebracht. Mit diesen Angriffen sollte die ezidische Gemeinschaft eingeschüchtert und zum Einknicken gezwungen werden. Das ist nicht gelungen. Je mehr Opfer wir bringen, desto stärker werden wir und treten wir für unsere Linie ein. Wir kennen unsere Linie und unsere Feinde.“

Warum greifen sie uns an?“

Silêman kommentiert die Politik der irakischen Regierung: „Es sind doch nicht nur die Ezid:innen im Irak (die sich autonom organisieren), warum greift der irakische Staat nun die ezidische Gemeinschaft an? Warum können hier türkische Flugzeuge herkommen und Ezid:innen töten? Das ist alles das Ergebnis eines Plans. Sie wollen die Identität, den Glauben, das Denken, die Kultur und die Geschichte der Ezid:innen vernichten. Die ganze Welt weiß, Seîd Hesen war ein Ezide aus Şengal, Zerdeşt Şengalî war ein Ezide aus dem Dorf Borê und Merwan Bedel war Mitglied des berühmten Zero-Stammes. Ihr Kampf bestand darin, die Ezid:innen wieder auf die Beine zu bringen und jeder Form des Aufgebens zu widerstehen. Wir Ezdid:innen wissen, wer Freund und wer Feind ist, und wir wissen, wie wir uns schützen können.“

Eine durch Schmerz und Leid gehärtete Entschlossenheit“

Silêman spricht von einer durch Schmerz und Leid gehärteten Entschlossenheit zur Selbstverteidigung und Selbstbestimmung und sagt: „Die ezidische Gemeinschaft verwaltet und verteidigt sich heute selbst. Im vergangenen Jahr gab es öffentliche Proteste gegen die Angriffe. Die Menschen haben ein großes Selbstbewusstsein entwickelt. Wir haben große Werte geschaffen. Wir werden keine Interventionen von außen zulassen. Wir erwarten, dass die neue Regierung im Irak sich nicht an den mörderischen Angriffen gegen Ezid:innen beteiligt. Wir sind entschlossen, bis zum Ende zu kämpfen; egal wir hoch der Preis ist, wir werden nie nachgeben. Wenn wir heute keine Opfer bringen, werden wir ihnen hilflos ausgeliefert sein. Aufgabe bedeutet, lebend zu sterben. Şengal wurde auf den Gedanken und der Philosophie von Abdullah Öcalan aufgebaut. Die Selbstverwaltung und Selbstverteidigung wird noch stärker werden.“

Die Angriffe hängen zusammen“

Silêman sieht einen Zusammenhang zwischen den Angriffen auf Şengal und den Attacken auf Rojava und Mexmûr und führt aus: „Wir sind uns dessen bewusst, dass im neuen Jahr neue Pläne umgesetzt werden sollen. Als Selbstverwaltung, als PADÊ, als YBŞ/YJŞ im militärischen Bereich und als Frauenbewegung TAJÊ wissen wir alle, dass eine neue Politik zur Vernichtung der Ezid:innen umgesetzt werden soll. Die letzten Angriffe haben gezeigt, dass diese Attacken auch im neuen Jahr weitergehen werden. Egal wie viele Angriffe durchgeführt werden, wir werden keinen Schritt zurückweichen. Wir geben unsere Linie nicht auf. Vor dem Hintergrund der Angriffe und Opfer treten junge ezidische Frauen und Männer den militärischen Einheiten der YBŞ und YJŞ bei. Diese Entschlossenheit wächst von Tag zu Tag.“