Wan: Quarantäne unter militärischer Belagerung

Das Dorf Xan in Wan an der iranischen Grenze ist seit Tagen wegen aufgetretenen Coronafällen unter Quarantäne. Seitdem steht das Dorf unter militärischer Belagerung – ein Zustand, der bereits vor der Coronakrise zum Alltag in Kurdistan gehörte.

Weltweit wird gegen die Corona-Pandemie gekämpft, die bereits über 30.000 Menschen das Leben gekostet hat. Der türkische Staat setzt unterdessen seine Militäroperationen in Kurdistan fort. Die Provinz Wan liegt an der Grenze zum Iran und droht zu einem Brennpunkt der Pandemie zu werden. Jeden Tag treffen weitere Flüchtlinge über die Grenze ein, Schutzmaßnahmen werden nicht getroffen.

In der Türkei sind mehrere Dörfer und Gebäudekomplexe wegen festgestellten Corona-Infektionen unter Quarantäne gestellt worden. Auch das Dorf Xan im Landkreis Ebex (Çaldıran, Provinz Wan) steht seit einigen Tagen unter Quarantäne. Anfang der Woche hat in dem 1500-Einwohner-Dorf eine Trauerfeier stattgefunden, zu der allein aus Istanbul etwa 200 Menschen angereist waren. Zwei der Trauergäste sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Seitdem steht das Dorf unter militärischer Belagerung – ein Zustand, der bereits vor der Coronakrise zum Alltag in Kurdistan gehörte.

Die Anwohner bemängeln, dass überhaupt keine gesundheitliche Vorsorge getroffen worden ist. „Unser Dorf ist abgeriegelt, das Militär lässt niemanden hinein oder hinaus. Es wird so getan, als ob hier Maßnahmen getroffen und Tests gemacht werden, aber das stimmt nicht. Es gibt keine Ärzte, es gibt nur Soldaten“, erklärt ein Dorfbewohner.

In der gesamten Türkei hat sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Samstag die Anzahl der Corona-Toten auf 108 erhöht. Bei 7402 Personen ist eine Infektion festgestellt worden.