In Wan ist ein Protest politischer und zivilgesellschaftlicher Organisationen gegen den tödlichen Angriff auf die siebenköpfige Familie Dedeoğulları in Konya von der türkischen Polizei angegriffen worden. Die Beamten trieben die Menschenmenge zunächst mit Gewalt auseinander, später kamen Wasserwerfer und Tränengas zum Einsatz. Mindestens fünf Personen wurden festgenommen. Was ihnen vorgeworfen wird, ist unklar.
Die ursprünglich aus Qers (tr. Kars) stammende Familie Dedeoğulları war am Freitag Opfer eines rassistischen Angriffs geworden. Alle sieben Mitglieder – Yaşar Dedeoğulları, Barış Dedeoğulları, Serpil Dedeoğulları, Serap Dedeoğulları, İpek Dedeoğulları, Metin Dedeoğulları und Sibel Dedeoğulları – wurden von türkischen Nationalisten getötet. Nach den Morden wurde das Haus angezündet. Die Tat hat bei der kurdischen Bevölkerung Wut und Entsetzen ausgelöst. In zahlreichen Städten in der Türkei sowie in Nordkurdistan, aber auch im Ausland, trieb die Empörung über die Auslöschung einer ganzen Familie aufgebrachte Menschen auf die Straßen.
IHD: Ein angekündigtes Massaker
Zu dem Protest in Wan hatten neben der HDP auch die CHP, EMEP, ESP und 23 in Wan ansässige NGOs aufgerufen. Bei der Verlesung einer gemeinsamen Erklärung bezeichnete der Vorsitzende der Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD; Mehmet Karataş, den rassistischen Angriff auf die Dedeoğullarıs als ein „angekündigtes Massaker“. Karataş erinnerte daran, dass die Familie bereits am 12. Mai von einem aus sechzig Personen bestehenden Lynchmob in ihrem Haus im Kreis Meram überfallen und schwer verletzt worden war. Sieben der Angreifer waren vorübergehend in Untersuchungshaft und aus „Mangel an Beweisen“ wieder freigelassen und unter Polizeischutz gestellt worden.
Prügelnde und tretende Polizisten in Wan
Hasserfüllte Rhetorik auf Regierungsebene ebnet Weg für antikurdischen Rassismus
„Rassistische Angriffe gegen Kurdinnen und Kurden und die HDP sind nicht unabhängig von der hasserfüllten Rhetorik und Politik der Regierung. Die Tatsache, dass Mitglieder der Regierungspartei diese Angriffe nicht verurteilen, sie die Gesinnung der Täter teilen und offen für sie einstehen, führt zu einem Anstieg dieser Angriffe. Dass Vertreter der Regierungskoalition aus AKP und MHP einen Ansatz verfolgen, die Opfer zu beschuldigen, schädigt den sozialen Frieden und das gemeinschaftliche Zusammenleben”, sagte Karataş.
Weiter erklärte der Jurist: „Als demokratische Kräfte in Wan verurteilten wir vehement jegliche Attacken, die sich gegen das Recht auf Leben richten und zu schweren Menschenrechtsverletzungen und gesellschaftlichem Trauma führen. Wir verlangen, dass hasserfüllte Rhetorik, die den Grundstein für rassistische Angriffe aller Art gegen die kurdische Identität und die kurdische Sprache legt und dem sozialen Frieden schadet, aufgegeben werden. Wir laden alle Teile der Gesellschaft, politische Parteien und demokratische Massenorganisationen ein, die soziale Integrität gegen dieses rassistische Klima zu verteidigen.”
Weitere Proteste gab es unter anderem in Amed (Diyarbakir), Dersim, Şirnex (Şırnak), Riha (Urfa), Êlih (Batman), Colemêrg (Hakkari), Istanbul, Adana, Hatay und Iskenderun.