Kurd:innen sind in der Türkei zunehmend rassistischen Angriffen und Massakern ausgesetzt. Während noch um die im Juni in Izmir ermordete HDP-Mitarbeiterin Deniz Poyraz getrauert wird, haben in den letzten Wochen weitere Angriffe in Afyon, Konya, Marmaris und Ankara stattgefunden. Am Freitagabend ist die Familie Dedeoğulları in Konya massakriert worden. Offenbar sind die sieben Familienangehörigen erschossen worden, anschließend wurde das Haus angezündet. Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei den Tätern um dieselbe Gruppe handelt, die die Familie bereits im Mai in ihrem Haus überfallen und gelyncht hatte.
Der DBP-Vorsitzende Keskin Bayindir bewertet die rassistischen Angriffe der letzten Zeit als Widerspiegelung der verbalen Hetze in der Praxis. Die Ursache sei die ungelöste kurdische Frage, erklärte der kurdische Politiker gegenüber ANF. Die AKP-Regierung hetze systematisch zu Rassismus auf. „Das Ergebnis sind Massaker, Vertreibung und Gewalt. Alle diese Taten stehen in direktem Zusammenhang mit der Regierungspolitik. Die AKP/MHP-Regierung spaltet die Gesellschaft und baut ihre Politik darauf auf“, so Bayindir.
Um weitere Lynchangriffe zu verhindern, müsse das Justizsystem wirksam werden. „Die staatlichen Institutionen einschließlich der Justiz ignorieren jedoch die rassistische Dimension der Angriffe und behandeln sie als Einzelfälle und persönliche Konflikte. Die Justiz ist damit zu einem Teil dieser Massaker geworden.“ Dagegen vorzugehen, liege nicht nur in der Verantwortung der Kurd:innen, betonte der Ko-Vorsitzende der DBP. Die gesamte Opposition sei gefragt, andernfalls drohe eine nicht kalkulierbare Ausweitung der rassistischen Hetze. „Wenn außer der kurdischen Bewegung auch andere Kreise entschlossen gegen das Massaker in Izmir protestiert hätten, hätte das Massaker in Konya vielleicht verhindert werden können.“